Am heutigen Tag ging dann endlich auch mal wieder was ohne umplanen vonstatten. Zum Glück, denn diesen Ground wollte ich heute unbedingt machen, auch wenn hier einige andere
Mannschaften ebenfalls darauf spielen und es genug Chancen gibt hier mal vorbei zu schauen. Allerdings ist der Platz der SKG Karadeniz Spor Wiesbaden der letzte noch fehlende in der
Gruppenliga Wiesbaden und so möchte ich diesen dann auch schon mit dem betreffenden Verein abhaken. Mit diesem gesetzten Kreuz heute ist die dritte der acht Gruppenliga-Staffeln in Hessen
komplett und insgesamt fehlen somit nur noch 10 der 135 verschiedenen Grounds (diese sind aufgeteilt in 3x in der Staffel Kassel 1 /// 3x in der Staffel Kassel 2 /// 2x in der Staffel Fulda
/// 1x in der Staffel Frankfurt West und 1x in der Staffel Gießen/Marburg).
Die Auslosung wollte es so, dass es neben dem Duell SV Erbenheim gegen SV Wiesbaden mit eben der SKG Karadeniz Spor Wiesbaden gegen Türkischer SV Wiesbaden noch ein zweites
Duell Gruppenliga gegen Verbandsliga stattfindet und das wohlgemerkt bereits in der 1. Runde. In der erst genannten Partie schied sogar das höherklassige Team direkt mit 1-2 aus dem
Kreispokalwettbewerb dieser Saison aus. Die Hausherren spielten 23/24 noch in der Kreisliga B, fusionierten vor der letzten Runde mit dem FSV Wiesbaden 23 und man sicherte sich so die
Spielberechtigung für die Kreisoberliga, die man dann auch direkt auf Rang 1 abschloss und eben in die Gruppenliga aufstieg. In dieser steht man nach acht Partien auf einem ordentlichen
achten Platz, allerdings keinesfalls im komplett grünen Bereich, denn das Mittelfeld ist breit gefächert und zwischen dem Sechsten und dem Sechzehnten sind gerade einmal fünf Punkte
Unterschied. Der heutige Gast war bis zur Saison 20/21 auch jahrelang am Stück noch Kreisoberligist, dann stieg man auf und nach einem Jahr Gruppenliga direkt wieder ab. In 23/24 wurde man
aber erneut Erster (knapp mit zwei Punkten Vorsprung) in der Kreisoberliga und als Aufsteiger direkt wieder Erster in der Gruppenliga (noch knapper, mit nur einem einzigen Punkt vor dem
Tabellenzweiten). Auch in der laufenden Spielzeit steht man nach bisher neun absolvierten Matches wieder auf einem bärenstarken dritten Rang, sogar mit Tuchfühlung nach ganz oben (vier Punkte
Rückstand, aber man hat noch ein Nachholspiel in der Hinterhand).
Ich raffte mich zuhause auf von der Couch, was bei dem Regenwetter draußen schon einiges an Motivation benötigte. Um exakt 18:30 Uhr begann meine Anreise von zuhause, die vom
Navi mit 1:15 Stunden für die 101 Kilometer angegeben wurde. In Staden fuhr ich auf die A45, nahm die B45 um an Hanau links liegen zu lassen, bevor es via A3 am Flughafen FRA vorbei ging.
Etwa zwei Kilometer vor dem Wiesbadener Kreuz stockte der Verkehr ein wenig, aber es war mittlerweile weitaus weniger als es mir angezeigt wurde, als ich zuhause los fuhr. Ein paar Kilometer
auf der A66, verließ ich den Highway an der Ausfahrt Wiesbaden-Erbenheim und auf der B455 fuhr ich die Landeshauptstadt unseres wunderschönen Bundeslandes herein. Mein heutiger Ground liegt
direkt am Stadteingang, neben dem netten Stadion vom Helmut-Schön-Sportpark (logo, ist ja auch der Nebenplatz der Anlage) und im Schatten der ätzenden Wellblechbude vom SVWW. Ich erreichte
den Parkplatz am Kopfende des Kunstrasenplatzes um 19:15 Uhr und da der Parkplatz bis kostenpflichtig ist, warf ich halt die 80 Cent ein, um abgesichert zu sein. Ich hatte sowieso keine Lust
auf Parkplatzsuche und hier war der Eingang zum Sportgelände direkt 30 Meter hinter meinem geparkten Auto. Am Eingang sieben Euro gezahlt, schoss ich ein paar Fotos und stellte mich erstmal
mit meinem Schirm unter den Schutz der Bäume, Anpfiff war dann ja sowieso erstmal wieder mit +6, das ist man mittlerweile ja gewohnt.
Es war ein wirklich flottes Spiel, denn kicken konnten die Jungs alle. Allerdings spielte sich das Geschehen weitestgehend zwischen den Strafräumen ab und Chancen waren
Mangelware. Lange Zeit war die gefährlichste Aktion ein fast direkt verwandelter Eckball der Hausherren. Nach knapp einer halben Stunde nahm der Verbandsligist immer mehr das Heft des Handels
in die Hand, da aber der letzte Pass irgendwie zumeist noch fehlte, versuchte man es auf dem rutschigen Boden mit vielen Fernschüssen. Erst kurz vor Ende der ersten 45 Minuten wurde auch „der
letzte Ball“ besser ausgespielt und einmal war der agile Rechtsaußen des TSV und frei vor dem Torhüter. Er vollstreckte eiskalt und somit ging es mit dieser knappen 0-1 Führung für das
klassenhöhere Team in die Kabinen. Nach dem Seitenwechsel (beim Wiederanpfiff waren wir übrigens schon bei +11) war der Favorit weiterhin zumeist im Vorwärtsgang, es benötigte aber einen
direkten Freistoß um das Ergebnis zehn Minuten nach der Halbzeitpause auszubauen. Irgendwie sah es so aus, als wäre das Spiel damit gelaufen, denn in den nächsten Minuten plätscherte es ein
wenig dahin - passend zum Wetter. Knapp 20 Minuten vor dem Ende der 90 Minuten dann Freistoß für Karadeniz aus dem Halbfeld. Gefährlicher Aufsetzer, den der Torhüter nur abprallen lassen
konnte und zack, schon steht es 1-2. Das war der Auftakt in die Schlußoffensive der Gastgeber, die plötzlich aus dem Nichts bzw. mit diesem Tor eine breite Brust bekamen. Angriff um Angriff
rollte in Richtung TSV-Gehäuse und nach einem langen Ball fiel tatsächlich der Ausgleich. Danach hörten sie nicht auf, sondern versuchten noch den Siegtreffer zu erzielen, zwei 100%ige
blieben aber ungenutzt und so wurde nach 90+4 Minuten abgepfiffen. Ich hoffte ja, dass es direkt Elfmeterschießen geben würde, denn ich war komplett durchnässt und durchgefroren. Die
Reaktionen von Spielern und Verantwortlichen ließen aber schnell erahnen, dass es doch Verlängerung geben würde und so war es dann auch. Nun gut, auf diese halbe Stunde kommt es dann auch
nicht mehr an und so gingen wir es an. Fußball ist manchmal nicht zu erklären, denn die Einheimischen, die vor fünf Minuten noch so vehement auf den Siegtreffer drückten, waren plötzlich gar
nicht mehr im Spiel. Erster TSV-Angriff, 2-3, zweiter TSV-Angriff, 2-4, und nach neun Minuten Extra Time fiel das 2-5. Waren zu Spielbeginn geschätzt 180 Besucher vor Ort, dürften es zum
Anpfiff der zweiten 15 Minuten maximal noch etwa 50 Hanseln gewesen sein. Ich zog es natürlich durch und konnte mit ansehen, wie die Gäste sich durch eine gelb-rote Karte selbst dezimierten.
Selbst die Tatsache, dass man fortan nur noch zu Zehnt war, hielt sie aber nicht davon ab, den Gegner komplett zu schlachten. Karadeniz ließ aber auch nun alles ohne großartige Gegenwehr über
sich ergehen und der Türkische SV setzte noch ihre Treffer Nummer Sechs, Sieben und Acht drauf. Ein 2-8 nach Verlängerung ist ein Ergebnis, welches nicht alltäglich ist und ich so auch noch
nicht hatte, dennoch war ich froh, als der Schiedsrichter das Spiel nach 120 Minuten Dauerregen beendete und ich bei mittlerweile einstelliger Grad Celsius Anzahl wieder mein Auto besteigen
konnte.
Dies war um 22:15 Uhr der Fall, ich musste aber schnell noch etwas Sprit in den Tank jagen, denn weit wäre ich sonst nicht mehr gekommen. Danach machte ich mich dann aber
endlich auf den Heimweg, mit Sitzheizung auf höchster Stufe, um die Klamotten schon etwas trocknen zu können. Ich kämpfte mich durch den andauernden Regen und die einsetzende Müdigkeit, aber
auch das bekam ich gewuppt und stellte mein Auto zuhause um 23:20 Uhr in der Garage ab. Oben machte ich noch diesen Bericht fertig und verzog mich kurz vor Mitternacht dann auch
schon in die Waagrechte.