Zu Teil 1 des Berichts => KLICK!
Unser zweiter Tages-Kick sollte in Polen stattfinden, die einzige Alternative war der Zweitligist von Chobry Głogów mit dem Heimspiel gegen Polonia Bytom. Erstens würde unser
Zeitpuffer nicht der allergrößte sein und Zweitens habe ich in Polen schon ziemlich viel Andrang an Kassenhäuschen erlebt, deswegen war ich heilfroh, als ich gesehen habe, dass man ein
Online-Ticketing auf der Homepage hat. Die Freude war schnell verflogen, als ich merkte, dass man das Feld mit der Pesel-Nummer (der polnischen Steuernummer) als Ausländer nicht mir der
Personalausweisnummer “austricksen” kann, wie ich es in Polen bereits das ein oder andere Mal bei der Ticket-Bestellung gemacht habe. Ich schrieb also Anfang der Woche erstmal eine E-Mail an
eine auf der Homepage stehenden Adresse, aber nachdem ich keine Antwort erhielt, schaute ich Mittwochs Abends nochmal drauf und sah, dass ich wohl nur den Marketing-Typen des Clubs
angeschrieben hatte. Da ich keine Ahnung hatte, ob er sowas an den richtigen Ansprechpartner weiterleitet, sendete ich mein Anliegen nochmal an eine allgemeine Büro-Adresse. Das Ergebnis war
aber das Gleiche: Keine Reaktion! Fand ich schon schwach, aber gut. Wir auf jeden Fall entschieden uns dennoch dafür anzureisen und zu schauen ob vor Ort was in Sachen Tickets geht.
Nachdem wir nach dem BFC Preussen Spiel in Berlin schnellen Schrittes zurück zum Auto gelaufen waren, starteten wir um 15:55 Uhr ab. Das Navi sagte uns 2:44 Stunden für die
283 Kilometer voraus. Normalerweise wäre ich mit 50 Minuten Puffer mega entspannt, aber durch die zwei fraglichen Punkte „Grenzkontrollen?“ und „Ticketbeschaffung?“ wollten wir lieber ein
wenig Gas geben. Trotz dass wir eigentlich gut die Stadt heraus kamen, hatten wir an der ein oder anderen Ampel ein wenig Zeit verloren, die ich auf dem Berliner Ring zuerst wieder gut
machte. Eine Baustellen-Vollsperrung wurde am Tesla-Werk vorbei umfahren, aber dahinter war bis zur Grenze fast durchgehend die Geschwindigkeit begrenzt und es gab keine Chance noch etwas
mehr Zeit heraus zu fahren. Die Grenzbeamten schauten zwar streng, aber ließen uns zum Glück problemlos passieren - Dzięki! Danach den Tempomat auf die erlaubten 140 km/h eingestellt und
erstmal die A2 schnurstracks gen Osten bis Jordanovo, um dann hier auf die S3 in die südliche Richtung zu wechseln. Dummerweise bog ich nach der Maut-Zahlstelle erstmal in die falsche
Richtung ab, was uns insgesamt zehn Minuten kostete, richtiger Abfuck! Danach dann die letzten knapp 100 Kilometer auf uns genommen, die über die größtenteils sehr gut ausgebaute und
zweispurige Bundesstraße führte. An der Abfahrt Gaworzyce ging es runter und nach 17 Kilometern Landstraße hatten wir unserem Zielort erreicht. Auf dem kleinen Parkplatz neben dem Stadion
waren sogar vereinzelt noch Plätze frei und so stellte ich meine Karre um 18:50 Uhr dort ab. Erster Gang war natürlich zum Kassenhäuschen. wo tatsächlich alles entspannt war, es war nur ein
Vater mit Sohn vor uns und danach waren wir dran. Wie in Polen üblich wurden die Tickets personalisiert und statt 25 Zloty online kosteten sie nun 35 Zloty (etwa 8,25 Euro), was uns natürlich
verdammt egal war, hauptsache wir hatten welche und unsere ganzen gemachten Gedanken waren vollkommen unbegründet. Von ein paar Szene-Leuten wurde ein Flyer verteilt, den ich erstmal nicht
weiter beachtete, aber dennoch mal einsteckte. Zuerst sollte es in den Ground gehen, wo wir direkt eine Kielbasa verhafteten und uns danach in den hinteren Bereich der Tribüne setzten.
In der I. liga, die aber in Polen unter der Ekstraklasa nur die zweithöchste Spielklasse ist, standen sich am zweiten Spieltag MKZS Chrobry Głogów und KS Polonia Bytom
gegenüber. Die Hausherren sind seit 2014/15 durchgehend in der Zweitklassigkeit vertreten, zumeist aber eher in der hinteren Tabellenhälfte zu finden. Die Gäste, leicht nördlich zwischen
Gliwice und Katowice gelegen, sind Aufsteiger nach aus der Drittklassigkeit, in welcher man die letzten beiden Spielzeiten verbrachte. Zuvor war man sogar vier Jahre am Stück nur Viertligist.
Jetzt treffen sich beide Mannschaften eben auf der zweiten Ligen-Ebene zu einem Pflichtspiel gegenüber, das erste Mal seit der Saison 2013/14 wieder. Wobei ich den Spielplan nicht verstehe,
denn für die Einen ist es das zweite Auswärtsspiel am zweiten Spieltag und für die Anderen bereits das zweite Heimspiel. Das ist auch das passende Stichwort, denn der verteilte Zettel der
Szene vor dem Stadion erklärt, warum man heute nicht im Innenraum des Stadions ist und supportet, sondern nur außerhalb des Zauns steht. Beim ersten Heimspiel der Saison letzte Woche ist es
wohl zu einem vollkommen übertriebenen Polizeieinsatz gekommen, inkl. Einsammeln der Ausweise, die am kommenden Tag persönlich auf der Dienststelle abgeholt werden mussten. Es passierte wohl
noch einiges mehr, wie Sven im Gespräch mit einem Einheimischen erfuhr. Die Gäste-Fans solidarisierten sich mit den Chrobry-Anhängern, denn Opole fuhr letzte Woche in der Halbzeitpause
geschlossen nachhause und Polonia-Supporter reisten aus diesem Grund (und auch weil das Gäste-Kontigent unbegründet auf 170 Tickets reduziert wurde, obwohl der Block viel größer ist) erst gar
keine an.
Aufgrund dass beide Teams ihr erstes Saisonspiel mit jeweils 3-0 gewannen, merkte man schon eine freudige und positive Grundstimmung unter den „Normalos“ von Głogow. Das
Spiel begann recht flott und beide Mannschaften hatten erste kleine Möglichkeiten, den ersten Treffer setzte Polonia nach einer Viertelstunde. In der Folgezeit verflachte das Spiel aber
erstmal und es ging mit diesem 0-1 auch in die Kabinen. Leider war es nach dem Seitenwechsel lange Zeit auch nicht besser. Erst als der Mittelstürmer der Gäste sich eine Viertelstunde vor
Ende der regulären Spielzeit binnen zwei Minuten Gelb und Gelb-Rot abholte (keine davon wegen eines Fouls, also dämlich!), wurde es nochmal interessant. Głogów hatte die ersten etwa fünf
Minuten keine Ideen, danach war es dann aber ein Sturmlauf mit Chancen quasi im Minutentakt. Allerdings war verdammt oft gerade so noch ein Bytomer Bein dazwischen, der Torhüter hatte seine
Finger im Spiel oder der Ball ging knapp daneben. Über die gesamte Spielzeit war das schon zu wenig, aber wegen den vielen Chancen in den letzten zehn Minuten wäre ein Punkt dennoch verdient
gewesen. Da man den Ball aber nicht über die Linie brachte, blieb es beim knappen 0-1 und der Aufsteiger steht nach zwei Auswärtspartien zu Beginn der Saison mit sechs Punkten und immer noch
ohne Gegentor hinter Wisla Krakau auf Tabellenplatz 2.
Wir gingen direkt mit Spielende in Richtung Ausgang, denn wir hatten ja noch ein ganzes Stückchen zu fahren, gelinde gesagt. Um 21:32 Uhr startete ich den Motor meines
Gefährts und wir machten uns auf die Rückreise, die mit 684 Kilometer (6:23 Stunden) angesetzt war. Am Stadtrand tankten wir noch voll für 1,31 Euro pro Liter Super-Benzin. Die ersten etwa 15
Kilometer waren wieder Landstraße, ehe wir südlich von Głogów auf die S3 fuhren. Diese brachte uns an Lubin vorbei bis Legnica, wo es auf die A4 ging. Auf dieser tankten wir nochmal voll,
aber nicht um die acht Liter günstig zu tanken (selbst auf dem Autobahnrastplatz kurz vor der Grenze kostete der Liter Super nur 1,50 Euro), sondern es ging eher darum, dass wir mit dieser
nun vollen Tankfüllung definitiv bis nachhause kommen. Auch beim Wiedereinfahren in die Bundesrepublik Deutschland hatten die Grenzbeamten keine Lust auf uns und ließen uns einfach passieren.
Verkehrsmäßig war erwartungsgemäß nichts los und es ging zuerst gut voran, aber ab Jena wurde ich müder und zu einer Kaffeepause kamen noch zwei weitere kurze Pausen zum Luft schnappen und
pissen dazu. Das letzte Stück war schon ein wenig Quälerei, aber ich setzte die beiden anderen nach einem Tankvorgang in Hungen zur fairen Abrechnung um 4:30 Uhr in Nidda wieder ab. Somit
waren wir ziemlich genau 21 Stunden unterwegs, hatten 1.514 Kilometer hinter uns gebracht, aber zwei gute Grounds gekreuzt bzw. für mich war halt die Re-Komplettierung der Regionalliga
Nordost (und damit auch der ganzen Ligen-Ebenen 1 bis 5, also 1. Bundesliga bis zu den fünf Regionalliga-Staffeln) wichtig. Ich lag gegen 5 Uhr im Bett und warf noch mal diverse
Groundhopping-Apps an und änderte meine Planungen für morgen komplett, aber alles dazu könnt ihr dann im entsprechenden Bericht dazu lesen.