Heute war der einzige Tag, für den ich bei Abfahrt in Richtung Dänemark letzten Freitag noch nicht zu 100%ig sicher war, welchen Kick ich am vierten Eishockey-freien Tag
besuchen werde. Es gab in den höchsten drei Ligen nur insgesamt fünf Spiele, davon eins in der Superligaen (1. Liga), drei in der 1. Division (2. Liga) und eins in der 2. Division (3. Liga),
wobei zwei der Zweit- und der Drittligist schnell „raus“ waren, da sie in der Nähe des Erstligisten liegen. Normalerweise wäre es auch dieser Erstligist vom FC Nordsjælland (nördlich von
Kopenhagen gelegen) geworden, da höchste Spielklasse, das größte/beste Stadion und vermutlich sportlich gesehen der beste Kick. Es gab auch Nachteile: Die weiteste Anreise (knapp vier
Stunden) und man hätte alleine für die Überfahrt der Storebælt Brücke wären 32,30 Euro fällig geworden (das ist schon der Rabattpreis für einen Round-Trip und beide Überfahrten müssen
zwischen 16 und 3 Uhr in der gleichen Nacht geschehen). Zudem kommt man in den Bereich der Hauptstadt doch eher mal, als zu meiner zweiten Option, dem (Noch-)Zweitligisten von Vendsyssel FF.
Dieser ist in Hjørring, fast ganz im Norden von Dänemark beheimatet. Ganz in der Nähe liegt Hirtshals, von wo die Fähren in Richtung Norwegen, Faröer und Island abgehen, das nur als
Einordnung. Ein klein wenig störte mich, dass sie vermutlich absteigen werden und nächste Saison nur noch drittklassig kicken werden, aber das ist bei solch einem eher abgelegenen Ground
zweitrangig.
Als ich mit Ronny unter Woche sprach, was man Sightseeing-technisch noch so alles tun könnte, brachte er die Wanderdüne ins Gespräch, „aber die wäre ja ganz im Norden“. Ich
sagte ihm, dass ich damit liebäugeln würde dort in der Nähe am Freitag Abend einen Kick zu schauen. Wenige Momente später waren wir uns einig den Freitag Vormittag zum Sightseeing zu nutzen
in einem Teil von Dänemark, wo keiner von uns Beiden jemals war, dafür müsste er dann aber Abends mit zum Fußball. Er war einverstanden und somit standen die Sightseeing-Pläne für Freitag und
es war auch entschieden welches Fußballspiel ich schauen werde.
Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich um ein Spiel der 1. Division, was in Dänemark unter der Superligaen die zweithöchste Spielklasse bedeutet. wir befinden uns in der
Abstiegsrunde, die die letzten sechs Teams der 12er Liga absolvieren müssen. Die Einheimischen haben seit dem Jahreswechsel in zwölf Spielen bei einem Sieg, vier Unentschieden und sieben
Niederlagen bisher nur noch sieben Punkte einsammeln können, was sie komplett mit dem Rücken zur Wand stehen lässt. Man steht direkt unter dem Strich und nach einer Niederlage im direkten
Duell mit dem Team vor sich, hat man vor dem heutigen vorletzten Spieltag vier Punkte Rückstand. Es gilt heute also definitiv verlieren verboten, sonst ist der Abstieg in die 3. Liga
besiegelt, aber selbst wenn man gewinnen sollte, ist man auf Schützenhilfe anderer Teams angewiesen. Die Gäste aus dem 110 Kilometer entfernten Hobro geht es bei neun Punkten Vorsprung um gar
nichts mehr, ihr Klassenerhalt steht seit der vorletzten Woche schon fest.
Wir waren ja bereits um 7 Uhr in unserer Wohnung in Søndervig aufgebrochen und fast vier Stunden bis an den nördlichsten Zipfel Dänemarks gefahren. Hier gab es
Sightseeing-technisch einiges zu sehen für uns, angefangen von “Grenen” (wo Nord- und Ostsee aufeinander treffen) über “Det Grå Fyr“ (zweithöchster Leuchtturm Dänemarks), der Stadt Skagen,
sowie die unter Naturschutz stehende Wanderdüne „Råbjerg Mile“. Landschaftlich war das alles mal wieder mega gut und jeden Kilometer der Anfahrt wert. Danach machten wir uns aber schon auf
das erste Teilstück der Heimreise, aber dieser ging nur bis Hjørring, wo ich mein Auto gegen 16:15 Uhr an einem Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Fußballstadion abstellte. Zu Fuß ging es
erstmal in die Fußgängerzone, wo wir ein wenig herum schlenderten und uns dann entschieden im “Bone’s” einem amerikanischen Restaurant zu Abend essen. Einen wirklich leckeren Burger später,
machten wir uns um 18 Uhr auf den Weg in Richtung Stadion und kamen zehn Minuten später dort an. Ich hatte gestern bereite gesehen; dass es dank eines Sponsors freien Eintritt gibt und dazu
noch von 18 bis 19 Uhr Freibier. Also hiervon auch noch zwei mitgenommen (mehr ging natürlich nicht, da Fahrer) und auf unsere Plätze gesetzt.
Erstaunlicherweise traten die Hausherren von Beginn an mit breiter Brust an, obwohl man es nicht mehr in der eigenen Hand hatte und die letzten Wochen ja alles andere als gut
verliefen. Die ersten Möglichkeiten gehörten ihnen und auch den ersten Treffer erzielten sie, da war die Anzahl der gespielten Minuten noch nicht mal zweistellig. Ein Freistoß aus dem
Halbfeld verlängerte ihr bulliger Stürmer aus Haiti gekonnt mit dem Kopf ins lange Eck. Im Parallel-Spiel ging der große Konkurrent aus Køge zwischenzeitlich in Führung, um eine Minute danach
den Ausgleich zu kassieren. Aber erstmal mussten die eigenen Hausaufgaben gemacht werden und da war Vendsyssel auf einem guten Weg, denn ihr haitianischer Goalgetter traf mit einem wuchtigen
Fernschuss noch in der Schlussminute der ersten Hälfte zum 2-0. Nach dem Seitenwechsel verflachte die Partie ein wenig und bis zur 84. Minute hatten die Einheimischen alles problemlos im
Griff. Zu diesem Zeitpunkt machte ihr Innenverteidiger ein taktisches Foul, doof nur, dass er zwei Minuten zuvor bereits für die Verhinderung eines Foulspiels und anschließendem Meckerns gelb
gesehen hatte. Gegen zehn Gegner wachten plötzlich die Gäste ein wenig auf und traf zuerst die Latte und hatten auch anschließend noch zwei, drei kleinere Möglichkeiten. Bei unserem Spiel
wurden gerade vom vierten Offiziellen neun Minuten Nachspielzeit angezeigt (zurecht, da es schon einige Unterbrechungen wegen Verletzungen und Zeitschinderei seitens der Gastgeber gab), da
vibrierte mein Handy und zeigte mir das 2-1 für den Konkurrenten in der 93. Minute an. Das sickerte natürlich auf den Rängen schnell durch und die bis dahin recht ordentliche Stimmung für den
kleinen Heim-Block war komplett dahin. Nachdem dann das Parallel-Spiel abgepfiffen wurde, war es fast totenstill, denn somit ist der Abstieg von Vendsyssel FF, die noch vor weniger als zehn
Jahren erstklassig waren, in die Drittklassigkeit besiegelt. Die Spieler wussten es wohl nicht, denn der VFF-Torhüter kam direkt nach Abpfiff unseres Spiels an die Seitenlinie gerannt und
bekam die schlechte Mitteilung von seinem Bruder(?) übermittelt. Die Gäste verabschiedeten sich von ihren ca. 80 mitgereisten Fans und das Heim-Team bekam trotz Abstieg Applaus aus ihrem
Block. Allgemein wurde dieser hier und da mit ein wenig Tränen aufgenommen, aber weitestgehend dann doch eher nordisch kühl. Auch ich fand es schade, denn irgendwie wirkte der Verein und das
Drumherum recht sympathisch.
Wir liefen zurück zum geparkten Auto und um 21:10 Uhr startete ich den Motor meiner Karre in Nordjylland. Südlich von Hjørring ging es dann auf die E39 und diese befuhren wir
an Aalborg vorbei für etwa 80 Kilometer, bis zur Abfahrt Senderup, von wo es auf Landstraßen weiter ging. Bei Viborg bogen wir in westliche Richtung ab und dieses Mal fuhren wir bei Haderup
geradeaus und kamen somit an Holstebro vorbei. Durch Ulfborg hindurch steuerten wir vom Norden kommend Ringkøbing an und von hier die Strecke ist uns
ja Bestens bekannt, so brachten wir das auch noch hinter uns. Um 0:05 Uhr hatten wir die 233 Kilometer aus Hjørring gepackt und stellten unser Auto an der Unterkunft in Søndervig ab. Ziemlich
schnell verzogen wir uns Beide ins jeweilige Bett, gegen 1 Uhr dürfte ich dann eingeschlafen sein.