Während der jährlichen Eishockey-Weltmeisterschaft (kompletter Bericht siehe hier => KLICK!) versuche ich natürlich auch immer so
viel wie möglich Fußballspiele im Ausland zu sehen. Das klappte in den letzten Jahren nicht immer, aber bereits vergangenes Jahr hatte ich während der WM in Ostrava Glück und konnte dort
sechs Polen und zwei Tschechen kreuzen. Für diese WM habe ich geplant sechs Fußball-Spiele zu schauen, davon fünf in der ersten und zweiten Liga, der zusätzliche Drittligist hat aber auch
gute Chancen nächste Saison zweitklassig zu sein. Ein Top-Programm, was mir die dänischen „Termin‘ierer“ da erstellt haben, vielen Dank - auch wenn ihr es nie lesen werdet
Heute dann also der erste Kick der Tour, ein Zweitliga-Match. Die Heim-Mannschaft vom FC Fredericia, die erst 1991 aus einer Fusion entstand, kann erstmalig in der noch
jungen Vereinsgeschichte in die Superligaen, die höchste dänische Spielklasse, aufsteigen. Und so kommt es auch mal schnell vor, dass es im 4.000er Stadion und einem Durchschnittsbesuch von
1.600 Zuschauern über die Saison gesehen, plötzlich nur noch Stehplätze im freien Verkauf gibt. Also hatte ich hier gestern Nacht vorsichtshalber direkt noch zugeschlagen als ich es
gesehen hatte, denn diesen Kick wollte ich unbedingt schauen. Für die Gäste von Hvidovre IF, aus einem Vorort der Hauptstadt Kopenhagen, geht es um Nichts mehr, man ist in der Aufstiegsrunde
Fünfter von sechs Teams und kann theoretisch noch ein Platz nach oben oder auch ein Platz nach unten. Der Zug zu den beiden Aufstiegsplätzen ist aber schon lange abgefahren.
Nach der fast 850 Kilometer langen Anreise heute morgen ab 3 Uhr nach Søndervig, kamen wir um 12 in unserem Domizil für die nächsten fast zwei Wochen an. Die Bude bezogen,
eingekauft, eine Pizza gefuttert, machte ich mich um 15:40 Uhr auf den Weg, der 151 Kilometer einfache Strecke bzw. laut Navi 1:46 Stunden, betrug. Somit sollte ich um 17:30 Uhr zur
Stadionöffnung in etwa vor Ort sein, so plante ich es ein. An Ringkøbing und Videbæk vorbei, ließ ich auch Herning links liegen, wo ein paar Minuten zuvor nur wenige hundert Meter neben der
Autobahn gerade der erste Puck der diesjährigen Eishockey-WM fiel. Grundsätzlich ist auf dänischen Autobahnen eher wenig los, aber ich hatte eine Baustelle mit einspuriger Verkehrsführung und
Gegenverkehr, das kostete mich ein paar Minuten. Auf Höhe Vejle verließ ich den Highway und fuhr auf die 61A in südöstlicher Richtung, an Børkop vorbei, erreichte ich die am Vejle Fjord
gelegene Stadt wie geplant exakt eine Stunde vor Anpfiff bzw. also gerade zur Öffnung des Stadions. Parkplätze waren kein Problem, ich parkte gegenüber auf dem Messegelände, aber selbst
direkt vor dem Stadion hätte es noch freie Plätze geben. Ich lief zum Stadion, hier musste ich mich aber erstmal in eine locker 50 Meter lange Schlange einreihen. Es ging aber recht flott und
eine Viertelstunde später war ich ganz vorne um zu merken, ich bin am Eingang zur falschen Tribüne. Beim abscannen meines Tickets gab es keine Probleme und so ging ich in den Ground.
Gegenüberliegend sind die Steh-Blöcke jeweils auf Höhe Eckfahne, hier konnte ich ganz gemütlich hinter den Stehplätzen recht weit mittig stehen, also blieb ich auch hier.
Als kurz VOR Spielbeginn „Simply the best“ gespielt wurde, an einem Tag wo man aufsteigen kann, dachte ich mir noch, ob das unbedingt vorher schon sein muss!? Gefühlt kaum
den Gedanken zu Ende gedacht, klingelte es nach Anpfiff auch in Folge des ersten richtigen Gäste-Angriffs schon im FC-Gehäuse. Das war natürlich erstmal ein Downer und kompletter
Stimmungs-Killer im Stadion. Die Fans, die vor dem Spiel einen Fanmarsch aus der Stadt organisiert hatten, waren aus den kühnsten Träumen gerissen und auch ihre Mannschaft musste sich nach
diesem frühen Schock erstmal berappeln. Die ersten 45 Minuten waren alles in allem recht ausgeglichen und beide Mannschaften hatten so ihre Chancen, ich würde sogar fast sagen, die Gäste
hatten die Besseren. Ich hatte das Gefühl, dass bei den Einheimischen schon arg der Kopf mitspielte und dass im Parallel-Spiel ihr einziger Konkurrent um Platz 2 führte, das dürfte die Sache
auch nicht leichter gemacht haben. Nach den Seitenwechsel aber doch ein komplett anderes Bild, denn Fredericia kam mit einer breiten Brust, die man als Tabellenzweiter eigentlich sowieso
haben sollte, heraus, und hatte früh die erste große Tormöglichkeit. Ab Minute 50 traf man dann aber drei Mal binnen sieben Zeigerumdrehungen und hatte die Partie gedreht. Man ließ nicht
locker und hatte weitere Chancen, diese blieben aber vorerst mal ungenutzt. Mittlerweile sickerte auch durch, dass Horsens auf 2-0 erhöht hatte, was heute den Aufstieg verwehren würde und
kommendes Wochenende steht das direkte Duell der beiden Teams an. In den letzten Minuten erhöhte man noch auf 5-1 und bekam mit, dass Horsens den Anschlusstreffer kassiert hatte. Das war nun
eine „blöde“ Situation, denn in der Live-Tabelle hat Fredericia zwei Spieltage vor dem Saisonende sechs Punkte Vorsprung und die um 25 Tore bessere Tordifferenz, dass das ihnen das nicht mehr
zu nehmen sein wird, das ist klar, aber rein rechnerisch wäre der Aufstieg eben noch nicht zu 100%ig sicher. Ich war gespannt, wie die Reaktionen von Team & Fans ausfallen würden, wobei
man sich auf den Rängen schon sehr sicher war und es wurde die letzten Minuten schon fast nichts mehr anderes gesungen als „Sup-, Sup-, Superligaen“. Bei uns wurde das Spiel abgepfiffen und
man jubelte recht normal, aber nicht besonders überschwänglich. Das änderte sich aber, denn nur wenige Sekunden nach Spielende in Fredericia machte die frohe Kunde des Ausgleichstreffers von
Odense BK in Horsens die Runde. Erster großer Jubel, aber man hatte noch zu beachten, dass das Parallel-Spiel immer noch läuft. Die Spieler stellten sich im Kreis auf und schauten auf einem
Handy das Spiel in Horsens an. Zwei, drei Minuten später kannte dann der Jubel keine Grenzen mehr, als „drüben“ auch fertig war. Der FCF ist in der kommenden Saison dann der 32. verschiedene
Klub, der in der Superligaen teilnimmt, seit es sie gibt (1991).
Ich schaute den ganzen Feiereien noch zu und erfragte bei einem Steward noch nach einer Stadionzeitung, die ich vor dem Spiel am Eingang nicht gesehen hatte, netterweise hat
er mir direkt geholfen und eine besorgt. Danach noch schnell ein Foto vom Eingang des Haupteingangs, da hier ein Namensschild des Stadions hing und nach einem kurzen Fußmarsch auf die andere
Seite der Straße zum Messegelände, saß ich um 20:55 Uhr wieder in meinem Auto. Es waren wieder die knapp unter zwei Stunden Heimweg, die ich auch schon auf dem Hinweg gebraucht hatte. Als ich
an Herning vorbei fuhr, war dort gerade zweite Drittelpause bei Dänemark gegen die USA in der ausverkauften Jyske Bank Boxen. Ansonsten machte ich mir laute Musik an und musste hin und wieder
mal das Fenster öffnen, für frische Sauerstoffzufuhr. Als ich um 22:45 Uhr wieder zum tanken (für unsere faire Abrechnung) in Søndervig angekommen war, war ich mittlerweile auch schon über 20
Stunden auf den Beinen und hatte 1.100 Kilometer gefahren. Fünf Minuten später war ich auf der Bude, wo es mit Ronny gemeinsam noch einen Schlummertrunk gab und danach ging es um 0:20 Uhr
direkt ins Bett. Es dauerte logischerweise nicht lange und dann schlief ich den Schlaf der Gerechten.