Saison 2022/23
Ligue 1 (1. Liga FRA)

27. Spieltag

Stade Francis-Le Blé
(Brest / F)

Samstag, 11. März 2023 / 21:00 Uhr

Stade Brestois 29 -
Paris St. Germain

1:2 (1:1)


Tore:
0:1 (37.) Carlos Soler

1:1 (44.) Franck Honorat

1:2 (90.) Kylian Mbappé

 

Gelbe Karten: Haris Belkebla (86.) / Kylian Mbappé (86.).
Schiedsrichter: Marc Bollengier
Zuschauer: 14.935 (ausverkauft)

 

Zum Jahreswechsel sah es für meinen EC Bad Nauheim ziemlich gut aus die Pre Play-offs zu umgehen, was für mich hoppingtechnisch ein freies Wochenende bedeuten würde. Der OFC wurde auf Freitag terminiert und somit hätte ich hier den Samstag und Sonntag zu verplanen. Patrick und ich sprachen schon einige Zeit davon ggf. wieder in Richtung England zu schielen, allerdings hatte der ECN dann keine gute Phase und rutschte ein wenig nach hinten, ohne aber jemals aus den „Top Six“ heraus zu fallen. Dennoch war es mir zu wage, irgendwas fix zu buchen. Zwei Wochen zuvor war es dann doch geschafft und nach zwei Siegen gegen die direkten Konkurrenten war ein Platz unter den ersten Sechs nur noch rein rechnerisch zu nehmen. Ich machte mich direkt auf die Suche, was denn am nun fix freien Samstag und Sonntag des zweiten März-Wochenendes möglich sei. Mittlerweile waren aber die Flugpreise nach London, irgendwo anders auf die britische Insel, Alicante oder Ibiza, was wir vorher so alles auf dem Schirm hatten, ziemlich in die Höhe geschossen und so nahmen wir recht früh Abstand von einem Trip mit dem Flieger. Brest lag uns auch schon lange im Hinterkopf, aber die spielten gegen PSG und das war bereits ausverkauft. Wir schauten noch ein wenig weiter, aber irgendwie fanden wir wenig was uns so richtig zufrieden stellte. Zwischendurch waren wir sogar schon mal so weit, dass ich davon ausging, dass es Samstags nur auf zwei Oberligisten im Norden Deutschlands hinaus läuft und Sonntags dann „mal schauen“. Irgendwann schaute ich dann noch mal in Brest auf der Homepage im Ticketshop und sah plötzlich auf der offiziellen Wiederverkaufs-Plattform zwei Tickets für unser Spiel, für 50 bzw. 60 Euro. Da ich vorher bereits gesehen hatte, dass es sich hier um die original Preise handelte, legte ich sie mir erstmal für 20 Minuten in den Warenkorb und kontaktierte schnell Patrick. Diese gab sein „go“ und somit buchte ich die Tickets erstmal, um sicher zu sein. Das Spiel stellte ich dann hier auf meine Homepage und Asche meldete auch zeitnah Interesse an. Gerade als wir eine Woche zuvor dann gemeinsam in Niederrad waren, sah ich zufällig wieder ein Ticket auf dieser Plattform zum Wiederverkauf für 50 Euro und nach kurzem Überlegen sagte Asche auch zu und wir buchten ihm dieses Ticket dann ebenfalls.

Zuerst sah unser Plan vor, Sonntags mit Clermont Foot noch einen zweiten Erstligisten in Frankreich zu machen, allerdings wären das noch mal massig Kilometer quer durch Frankreich weitab von der eigentlichen Heim-Strecke und zudem würde das bedeuten, dass ich Sonntag auf Montag Nacht vielleicht gegen 1-2 Uhr erst zuhause wäre. Da Asche auch schon in Clermont war, nahmen wir von dieser Idee Abstand und schauten in Richtung Belgien, wobei es hier bei uns allen Dreien in den obersten beiden Ligen sehr gut aussieht,  mussten wir in Liga 3 schauen und am Ende blieb noch ein Spiel übrig, welches für uns Alle interessant wäre und zwar Knokke-Heist in Westflandern an der belgischen Nordseeküste, nördlich von Brügge gelegen, schon fast an der Grenze zu den Niederlanden. Zwar auch nicht wirklich direkter Heimweg von Brest, aber wir wären auf jeden Fall 3-4 Stunden eher zuhause.

Eine Woche zuvor buchte ich dann noch das Hotel für uns Drei, aber nicht in Brest, sondern in Caen in der Bretagne. Das bedeutet also nach dem Spiel noch mal etwa 3,5 Stunden Autofahrt, was mir aber lieber ist, als mich evtl. gegen 23:30 Uhr in Brest ins Hotelzimmer zu legen und nicht müde zu sein. Aus Brest hätten wir dann morgens auch spätestens um 5:30-6:00 Uhr wieder los gemusst. Deswegen lieber nach Caen gebucht, wo wir gegen 3 Uhr ankommen, dann müde ins Bett fallen und direkt einschlafen. Dann würde es vermutlich reichten, wenn wir morgens gegen 9 Uhr wieder losfahren und diese Zeitaufteilung ist mir bedeutend lieber als die erste Variante. Somit war alles im Voraus erledigt und es hieß nur noch warten bis es soweit ist.

Am Vorabend des Reisebeginns spielte mein OFC daheim und besiegte die SGV Freiberg mit 2-1. Nach Spielende machte ich mich dann zügig auf den Weg zum Auto, tankte kurz vor zuhause noch schnell voll und war um 22:40 Uhr daheim. Ich packte noch schnell meine Tasche komplett zu Ende und machte mich Bettfertig, so dass ich um 23 Uhr flach lag und bereits eine Viertelstunde später dürfte ich meine Augen zu gehabt haben. Um 3 musste ich mal auf die Toilette und sah schon, dass es anfing ein wenig zu schneien. ich schlief nochmal ein und wurde unsanft um 4:50 Uhr von meinem Wecker geweckt. Direkt unter die Dusche, eine Scheibe Brot geschmiert und den Vollautomaten ein wenig drangsaliert, dass er mir meinen Kaffee für die Fahrt ausspuckt. Ich hatte mir spätestens 5:25 Uhr als Abfahrtszeit vorgenommen, schaffte es aber tatsächlich sogar drei Minuten früher und die leicht schneebedeckte Straße bei uns zuhause hielt auch ca. 15-20 Kilometer, so dass danach freie Fahrt angesagt. Asche wurde in Weiskirchen eingesammelt, wo gerade die Kirchenglocken läuteten und ich somit also pünktlich um 6 Uhr eingetroffen war. Letzter Sammelpunkt war dann 6:27 Uhr in Rüsselsheim, wo Patrick ebenfalls noch zustieg. Da die letzten Tage in Frankreich teilweise Generalstreiks angesagt waren, die dann meistens auch Tankstellen betreffen, nutzten wir eine der letzten Ausfahrten in Deutschland und jagten in einer Tankstelle in St. Ingert sicherheitshalber den Tank nochmal voll. Hier hatten wir zudem noch das Glück, dass am großen Tankstellenschild 1,93 Euro für den Liter Super aufgerufen wurden als wir die Tanke befuhren und als ich dann den Zapfhahn einsteckte, leuchtete an der Säule 1,76€/Liter auf. Macht zwar am Ende auch durch Drei geteilt nur 1-2 Taler pro Nase aus, aber gibt trotzdem ein gutes Gefühl. Um Punkt 8 Uhr überquerten wir dann die Grenze nach Frankreich, um in unserem Nachbarland nach nur wenigen gefahrenen Kilometern um die ersten 4,70 Euro Mautkosten ärmer waren. Kurz vor Reims folgte dann unsere erste Pinkelpause, so dass wir dann um kurz nach 11 in den Großraum von Paris kamen. Ich persönlich finden Autobahnring der französischen Hauptstadt immer en wenig chaotisch und teilweise auch unübersichtlich, aber auch hier kämpften wir uns durch. Wir nutzten nicht den inneren Stadtring, sondern fuhren südlich um Paris herum, was zwar knapp 20 Kilometer weiter war, aber dafür weniger Verkehr, was natürlich nicht heißt, dass es chaotisch war, wir waren schließlich immer noch in Frankreich. Gegen 12 Uhr fuhren wir dann hinter bzw. westlich von Paris wieder auf die A10, machten eine halbe Stunde später aber am Carrefour-Supermarkt in Chartres den nächsten Stop, um hier noch mal voll zu tanken, was bei 1,93€/Liter fast 25 Cent Unterschied zum Autobahn-Preis machte. Wir stürmten dann noch die Backwaren-Abteilung des Supermarktes und deckten uns kräftig ein. Um 13:15 Uhr ging’s weiter mit einer Ankunftszeit von 17:43 auf dem Navi. Kurz vor Rennes war es dann zu Ende mir der Autobahn und weiter ging es auf den routes nationales, den französischen Schnellstraßen. Wir machten eine weitere Toiletten-Pause und wollten uns eine wenig die Beine vertreten, sahen hier dann auch direkt einen Bus voller PSG-Ultras, wie man unschwer an ihrer Kleidung erkennen konnte. Weiter ging der wilde Ritt bis an die Bucht von Brest an der Atlantik-Küste, nur noch unterbrochen von der fünften und letzten Pause kurz vor Morlaix. Letztendlich kamen wir um 18:15 Uhr in Brest an und fuhren erstmal am Stadion vorbei, um dann einen Kilometer dahinter den Versuch zu tanken zu starten, aber hier waren beide vorhandenen Zapfsäulen defekt. Dennoch kauften wir nochmal Baguettes und Wurst ein, damit wir etwas für den kommenden Morgen zu frühstücken haben und nicht die eh schon kurze Nacht noch weiter zu verkürzen, weil nach etwas Essbarem gesucht wird (auch das Frühstück im Hotel würde zu viel Zeit kosten, da waren wir uns einig). Also die nächste Tankstelle angesteuert, welche ebenfalls bei einem Supermarkt war, wo wir dieses Mal aber problemlos tanken konnten. Danach wurde “Gruppengeschäft” verrichtet und eigentlich wollten wir noch mal in Richtung Hafen, aber das wurde uns dann doch zu knapp und wir begaben uns auf Parkplatzsuche. Gute Entscheidung von uns, denn das Stadion liegt ja mitten in der Stadt und die Möglichkeiten das Auto abzustellen entsprechend gering. Wir drehten einige Extra-Runden und wurden dann in knapp 750 Meter Entfernung zum Ground fündig. Nachdem wir den Weg zu Fuß zurückgelegt hatten, kamen wir knapp 1:15 Std. vor Anpfiff am Stade Francis Le Blé an, wo sich unsere Wege dann trennen sollten, denn die beiden anderen hatten Tickets für die Hintertor-Tribüne neben dem Gästeblock und ich direkt gegenüber im Heimbereich. Die Schlange am Eingang war zwar locker 50 Meter lang, aber es ging recht schnell und drinnen gönnte ich mir dann erstmal ein verdientes Bier. Beim Betreten des Blockes bekam jeder Zuschauer noch einen Schal geschenkt, was Teil der heutigen Choreo war. In meinem Bereich war freie Platzwahl und ich stellte mich komplett an die Seite, um Niemanden zu stören und auch für mich die bestmögliche Sicht zu erhalten.

Die Zeit bis zum Anpfiff ging dennoch recht schnell rum, ich daddelte ein wenig auf dem Handy rum und schaute den Choreovorbereitungen der heimischen Ultras zu. Das einheimische Team kam 40 Minuten vor Anpfiff zum Aufwärmen auf dem Rasen, während von der Pariser Startruppe noch Nichts zu sehen war. Nach fast zehn Minuten kamen sie dann auch aus den Kabinen und machten ein kurzes Aufwärmprogramm und gingen wieder, vor einem Großteil der Mannschaft aus Brest, die ja bereits viel eher auf dem Rasen waren. Immerhin waren alle Stars wie z.B. Messi, Mbappé, Ramos oder Donnarumma mit dabei, ich hatte nämlich eigentlich fast damit gerechnet, dass da der ein oder andere nach dem Ausscheiden aus der Champions League unter der Woche gegen die Bayern vielleicht keine Lust hat sich die Fahrt bis an den Ars** der Welt anzutun. Die Choreo von „Tois 29“ klappte gut, war aber letztendlich auch nur ein hochgezogenes Plakat über die eigene komplette Hintertor-Tribüne plus, dass alle anderen Tribünen die geschenkten Schals hochhalten sollten, was aber auch gut funktionierte. Pünktlich zu Anpfiff gingen im Gästeblock massig Bengalos an, was ein gutes Bild ergab. Spielerisch gesehen, dann das erwartete Bild: Tief stehende Gastgeber gegen Gäste mit gefühlt 70-80% Ballbesitz. Allerdings fiel PSG wirklich sehr wenig ein. Ich als kleiner Messi-Fanboy sah einen Messi, der mehr oder weniger zum Stehgeiger mutiert ist. Oftmals sieht das so aus, als würde er gar nicht am Spiel teilnehmen, so teilnahmslos wie er da rum stand. Aber wenn er mal am Ball war, wurde es meistens brandgefährlich. Auch Mbappé setzte nur selten zu seinen gefürchteten Sprints an und riss somit eher selten Lücken in der Abwehr von Brestois. In der ersten Halbzeit ließ er sein können dann doch einmal aufblitzen, als er nach einem kurzen Steckpass von Messi mit voller Wucht auf´s Tor zimmerte, der Torhüter den Ball nur abprallen lassen konnten und Carlos Soler zur verdienten Gästeführung traf. Die gegen den Abstieg kämpfenden Roten kamen danach ein wenig besser ins Spiel und trafen tatsächlich unmittelbar vor der Halbzeit zum Ausgleich, was nun den einheimischen Block zu einer riesigen Pyro-Show veranlasste, so dass sogar das Spiel kurz unterbrochen werden musste, weil das Spielfeld komplett eingenebelt war. Auch direkt um mich herum gingen die Bengalos an, ich war also quasi „mittendrin statt nur dabei“. Nach dem Seitenwechsel exakt das gleiche Bild. PSG spielte seinen Stiefel mit viel Ballbesitz herunter, hatte aber kaum Ideen und auch dementsprechend wenig Torchancen. Brest kam nun mittlerweile gar nicht mehr zur Befreiung, geschweige denn zu irgendwelchen eigenen Möglichkeiten. Dennoch schien ihr Abwehrbollwerk zu halten, bis in der 90. Minute Messi im Mittelfeld den Ball bekam, Mbappé auf rechts startete, die Gastgeber-Abwehr auf Abseits spielte und der französische Nationalspieler dann den Torhüter umkurvte und zum 1-2 einschoss. Via VAR wurde es noch mal überprüft, aber das Tor war regulär, was ich persönlich schade fand, ich hätte Brest echt diesen einen Punkt gegönnt, der Club war mir samt dem alten Stadion irgendwie sympathisch. Aber so ist das nun mal, die Star-Truppe enttäuschte weitestgehend, aber eine Idee, ein Geistesblitz vom Weltfußballer des Jahres und ein treffsichere Stürmer reichen am Ende dann doch um  die drei Punkte mit in die Hauptstadt zu nehmen. Dennoch bekam die Truppe von Stade Brest ihren verdienten Applaus aus den eigenen Fan-Reihen nach dem Spiel, den ich mir noch anschaute und dann auch das Stadion verließ.

 

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