UEFA Europameisterschaft 2020
Vorrunde / Gruppe F / 3. Spieltag

Fußball Arena München (Allianz Arena)
München (D)

Mittwoch, 23. Juni 2021 / 21:00 Uhr

Deutschland -
Ungarn

2:2 (0:1)


Tore:
0:1 (11.) Ádám Szalai
1:1 (66.) Kai Havertz
1:2 (68.) András Schäfer
2:2 (84.) Leon Goretzka

Gelbe Karten: Ilkay Gündogan (29.), Leroy Sané (61.) / Endre Botka (28.), Ádám Szalai (64.), Attila Fiola (66.).
Schiedsrichter: Sergei Karasev (Russland)
Zuschauer: 12.413 (coronabedingt ausverkauft)

 


Wie auch bei den beiden deutschen Vorrunden-Spielen zuvor hatte ich auch für dieses Spiel eigentlich vor EM-Beginn kein Ticket mehr. Aber wie bei den beiden Spielen zuvor gab es auch hier wieder eine e-mail mit Informationen der UEFA, dass sich ab sofort wieder Restkontigente von Rückläufern im offiziellen Ticketportal befinden werden. Dieses Mal war das direkt am Tag nach dem Frankreich-Spiel, also Sonntags morgens gegen 10:30 Uhr, als ich mit Snicki, Oesch und Ede gerade auf dem Weg zum Groundhopping nach Saalfeld war. Glücklicherweise war Snicki am Steuer und so konnte ich auf dem iPhone die nicht vorhandenen Tasten glühen lassen und war zum dritten Mal erfolgreich. Da mein Dad die Tage zuvor Interesse bekundete, versuchte ich zwei Karten auf einen Schlag zu bestellen, was mir sogar gelang. Am Abend direkt noch die Covid-Tests für Mittwoch mittag ausgemacht, meinem Dad die benötigten Apps auf sein Handy geladen und Christian (vom Frankreich-Spiel) kontaktiert und eine gemeinsame Abfahrtszeit festgehalten.

Am Spieltag dann, arbeitete ich morgens von 7:15 bis 13:15 Uhr, danach wurde ich von meinem Dad abgeholt und übernahm sofort das Lenkrad. Der Covid-Test ging wieder schnell vorüber und um 13:50 Uhr trudelten wir am ausgemachten Treffpunkt in Altenstadt ein, wo Christian dann auch eintraf. Zu Beginn verlief die Fahrt recht unspektakulär, aber kurz vor Nürnberg wurden Brückenbauarbeiten und eine gesperrte Autobahn angezeigt. Die üblichen Stau-Reports usw. sagten, dass man ca. 20-30 Minuten verlieren würde und da wir keine Lust auf eine Umfahrung von etwa 80 Kilometern Bundesstraße hatten, stellten wir uns erstmal da rein. Am Anfang rollte es noch halbwegs aber zeitweise standen wir mal 30 Minuten komplett, ohne einen Zentimeter voran zu kommen. Insgesamt verloren wir anderthalb Stunden und umfuhren dann nach der Ausfahrt Schlüsselfeld das Ganze doch eher weitläufig und fuhren erst hinter Nürnberg direkt auf die A9 drauf. Hatte ich am Samstag wegen Stau ja schon über fünf Stunden gebraucht, ging es heute auch nicht schneller. Wir parkten um 19:05 Uhr wieder in Garching-Hochbrück und nach einer Station mit der Bahn betraten wir um 19:30 Uhr den Innenraum der Fußball Arena München, wie sie zu Zeiten der UEFA Europameisterschaft heißt.

Dieses Mal steckte uns die UEFA mit Kategorie 2 wieder in den Oberrang (die Plätze kann man leider nicht sitzplatzgenau auswählen). Also erst einmal die massig Treppen nach oben steigen und dort dann mit einer Wurst und (Herr Cristiano Ronaldo bitte wegschauen) einer Cola das Abendessen zu uns genommen. Eine knappe Stunde vor Spielbeginn ging es dann auf den festen Sitzplatz und es wurden zuerst wieder ein paar Grüße verschickt und für Dad dann auch noch einen kleinen Kurs in "Wie poste ich Bilder in Facebook und Instagram?" gegeben :-) Mittlerweile fing es auch zu regnen, denn für heute Abend war sogar eine Unwetter-Warnung im Bereich München herausgegeben worden. Zu den Hymnen gab es noch mal Aufregung, als ein Flitzer mit der Regenbogen-Fahne den Platz stürmte und sich extra vor der ungarischen Mannschaft nieder ließ, um gegen die ungarische Politik zu protestieren. Nachdem dann auch die deutsche Hymne erklungen war, begann das Spiel endlich.

 

Wie erwartet hatten die Gäste eigentlich wenig Interesse das Spiel zu machen, sie standen hinten einfach nur dicht und warten auf Konter bzw. die Fehler Deutschlands. Es dauerte nicht lange und dann lag die Hulla nach mehreren Fehler im deutschen Team schon hinter Manuel Neuer im Netz, da der Mainzer Ádám Szalai völlig frei in der Mitte einköpfen konnte (11.). Der Jubel vor und mit den mitgereisten ungarischen Fans (ich würde sie auf knapp 1.000 tippen) war ziemlich extaktisch. Unsere Truppe hatte gefühlt über 90% Ballbesitz (70 waren es laut offiziellen Statistiken tatsächlich), zeigte sich aber wie schon gegen Frankreich ab 20 Meter vor dem Tor völlig ideenlos. Zur Halbzeit stand also ein 0-1 auf den Anzeigetafeln der Arena. Auch in der zweiten Halbzeit wurde es nur bedingt besser und so zogen die Minuten davon. Es war schon fast wieder die Hälfte der zweiten Halbzeit rum, als der ungarische Torhüter Péter Gulásci an einer Flanke vorbei segelte und Kai Havertz den Kopfball von Mats Hummels über die Linie drückte. Direkt nach dem Tor wurde gewechselt und nach dem Wiederanpfiff dauerte es nur wenige Sekunden, als es plötzlich nach einem langen Ball auf der anderen Seite wieder klingelte, Ungarn also nach 68 Minuten wieder in Führung, unfassbar! Die deutschen Angriffe wurden vermehrt noch kopfloser, als sie es eh schon waren. Toni Kroos hatte in der 82. Minute noch eine Großchance, schoss aber knapp am langen Pfosten vorbei. Danach kam die Zeit der Einwechselspieler: Timo Werner brachte links den Ball eigentlich ein wenig ungenau in Richtung Torauslinie, der erst 18-jährige Jamal Musiala erlief sich den Ball aber und nach einer Körpertäuschung brachte er den Ball in die Mitte. Hier wurde Werners Schuss erst noch abgeblockt und das Leder fiel Leon Goretzka direkt vor die Füße. Der Bayernspieler zimmerte dann die Kugel flach rechts unten ins Tor. Gulásci war zwar noch mit den Fingerspitzen dran, aber konnte den Einschlag nicht verhindern. Direkt nach dem Tor wechselten die Ungarn zwei Mal und versuchten sich von nun an im Offensiv-Fußball, aber unsere Mannschaft spielte es wirklich sehr souverän runter, auch wenn die Konterchancen teilweise mehr als nur kläglich vergeben wurden. So musste man also zittern, bis Schiedsrichter Karasev aus Russland nach 94:03 Minuten endlich abpfiff. Glücklich mit der Leistung des deutschen Teams war merklich kaum einer der Zuschauer in der Arena, aber letztendlich überwiegte bei uns auch einem Großteil einfach nur die Erleichterung über das Weiterkommen.

Nach dem Spiel machten wir uns recht zeitnah aus der Arena. Christian war aufgrund seines Sitzplatzes in der Nähe des Ausgangs schon ein paar Minuten vor uns an der Bahnstation. Nach ein mal kurz vor der Station warten kamen (die Bahnen dürfen derzeit wegen Corona nur mit maximal 50% ausgelastet werden) wir mit den zweiten Rutsch in die Station und konnten direkt eine Bahn in Richtung Garching betreten, welche nach knapp fünf Minuten Wartezeit dann auch abfuhr. In Garching angekommen, setzten wir uns ca. 23:40 Uhr ins Auto und fuhren los. Aber erstmal nur bis zum Rastplatz Fürholzen, dort wurden für mich als Fahrer einen warmen Kaffee und noch Kaltgetränke gekauft, ehe wir bei Höchstadt auf einem Autohof noch tanken mussten. Zwischendurch ging ich mit Christian noch ein wenig den Spielplan durch und von einer Reise zum Achtelfinale nach London musste man schnell Abstand nehmen, denn die derzeitigen Quarantäneregeln (5 Tage bei der Einreise in GB und zehn Tage nach der Rückreise in D) machten dieses nicht möglich. Aber Überlegungen für ein eventuelles Viertelfinale in Rom wurden schon angestellt und wenn wir tatsächlich die Engländer in ihrem Wohnzimmer schlagen, werden wir diesen Trip wohl auf uns nehmen - vorausgesetzt wir können uns Tickets sichern. Durch diese ganzen Planungen und Überlegungen ging die Fahrt recht schnell rum und eine weitere kurze Pinkelpause im Spessart zeigte, dass wir alle am kommenden Morgen nicht aufstehen mussten, denn sonst wären wir sicherlich zügiger in Richtung Heimat gedüst. Christian wurde in Stockheim vor seiner Haustür abgesetzt und für meinen Dad und mich war der Trip dann gegen 3:25 Uhr auch komplett beendet.