UEFA Europameisterschaft 2020
Vorrunde / Gruppe F / 1. Spieltag

Fußball Arena München (Allianz Arena)
München (D)

Dienstag, 15. Juni 2021 / 21:00 Uhr

Frankreich -
Deutschland

1:0 (1:0)


Tor:
1:0 (20.) Mats Hummels (Eigentor)

Gelbe Karte: - / Joshua Kimmich (7.).
Schiedsrichter: Carlos del Cerro Grande (Spanien)
Zuschauer: 13.000 (coronabedingt ausverkauft)

 


Da war sie nun also, die UEFA Europameisterschaft 2020, die nun 2021 ausgetragen wird.

Geplant für das Vorjahr in 12 Städte auf Europa verteilt (München, London, Amsterdam, Baku, Sevilla, Bukarest, Budapest, Sankt Petersburg, Baku, Glasgow, Kopenhagen und Dublin) wurde die Kontinentalmeisterschaft unseres Kontinents aufgrund des Corona-Virus um ein Jahr auf 2021 verschoben. Die Stadt Dublin konnte keine Zuschauerzusagen machen, so dass am Ende dann elf Ausrichter-Städte übrig blieben. Ich hatte mir im Vorfeld 2019 bereits über die UEFA Tickets für die drei deutschen Vorrundenspiele in München, sowie ein Optionsticket für´s Finale (wenn Deutschland qualifiziert ist) gesichert. Da aufgrund der Pandemie die zugelassenen Zuschauer in zehn der elf Stadien verringert wurden, waren für München nur noch 14.500 der 75.000 geplanten Tickets pro Spiel verfügbar.

Am 29. April, also knapp sechs Wochen vor Beginn des Turniers erhielt ich von der UEFA eine e-mail mit Cancellation meines Options-Finaltickets. Nun gut, da Großbritannien wegen der Corona-Mutanten zu diesem Zeitpunkt vermutlich eh mit eine Quarantäne verbunden gewesen wäre, nahm ich das einfach mal so hin. Als dann aber am 13 Mai auch noch binnen fünf Minuten die drei e-mail mit Absagen für die Gruppenspiele bei mir eintrudelten, war ich schon enttäuscht und schloss eigentlich schon Besuchen von EM-Spielen ab.

Aber wie dem so ist, am zweiten Turnier-Tag (Samstag, 12.06.2021) bekam ich plötzlich eine e-mail von der UEFA, dass es noch ein gewisses Rest-Kontigent von Ruckläufern wieder im Ticketportal zum freien Verkauf finden würde. Bei solchen Sachen bin ich ja normal recht flott und da es das Spiel Deutschland gegen Frankreich zu kaufen gab, konnte ich mir hier tatsächlich noch ein Ticket sichern. Es waren zwar nur Kategorie 1 Tickets verfügbar, aber da ich davon ausgehe, dass es sich um meinen einzigen Spielbesuch handeln wird, schlug ich einfach mal zu - auch um meine kleine Serie (seit der EM 2004 immer mindestens ein deutsches Spiel pro EM-Turnier live im Stadion gesehen) am Leben zu halten.

Ich suchte direkt den Kontakt zu Christian W., da ich wusste, dass er für dieses Spiel auch ein Ticket hat. Schnell war man sich einig über die Abfahrtszeit und ich machte auch direkt für die Zeit zwischen Arbeit und Abfahrt noch schnell einen Termin für den Corona-Test, von dem man ja am Stadioneingang einen Negativen vorweisen muss, in Nidda aus. Somit war dann drei Tage vor dem Gameday alles Wichtige schon abgeklärt.

Da meine Kollegin aber Urlaub hatte, konnte ich keinen Urlaub machen. Das bedeutete also am Spieltag von 7:15 Uhr bis etwa 13:10 Uhr arbeiten, danach Covid-Test, dann in Altenstadt mit Christian getroffen und direkt Abfahrt nach München. Die UEFA gab jedem Ticketinhaber einen 30-minütigen Time Slot vor, in dem man möglichst das Stadion betreten soll, um den Einlass zu entzerren. Ich hatte dummerweise den Ersten von 18-18:30 Uhr bekommen, aber da es ja ein normaler Werktag war, kamen wir bis auf eine kleine Stauung bei Herzogenaurach so gut durch, dass wir 100 km vor München sogar in Greding noch Zeit hatten drei Augustiner Bräu zu kaufen. Zwei wurden auf den restlichen Kilometern noch vernichtet und das Dritte nahm ich noch mit auf dem Weg an die Arena. Im Stadion herrschte ja komplettes Alkoholverbot und mit dem letzten "Gustl" stellte ich sicher nicht komplett unterhopft die Arena zu betreten ;-)

Nachdem ich am Fanshop außerhalb der Arena noch schnell das übliche Programmheft und einen Pin kaufte, erreichten wir den Stadioneingang tatsächlich um etwa zwei Minuten nach 18 Uhr. Wir betraten das Stadion und nach einer halben Runde wollte ich mal schnell in den Oberrang auf meinen Platz gehen um ein paar Fotos der leeren Arena zu schießen. Gesagt, getan. Danach war geplant, dass ich wieder runter zu Christian gehe, um gemeinsam auf einem TV-Bildschirm das andere Gruppenspiel Ungarn gegen Portugal zu verfolgen. Allerdings ließen mich die vielen Treppenstufen in Verbindung mit knapp über 30 Grad kapitulieren und ich blieb oben. Die (übrigens sehr leckere) Käsekrainerwurst und das 0,5er Wasser für zusammen 9,40 Euro durfte man nicht mit in den Innenraum nehmen und mussten auf dem Außenring vernichtet werden. Als ich auch das hinter mir hatte, kämpfte ich mich wieder die Stufen in Reihe 19 im Oberrand hoch (wohlgemerkt, die UEFA nennt so etwas 1. Kategorie...) und blieb erstmal sitzen. Auf den Leinwänden im Innenraum konnte man zuerst zuschauen, wie beide Teams im Stadion ankamen und danach wurde dann auch noch die Schlussphase des anderen Spiels wurde hier übertragen.

Zwischendurch gab es immer wieder Diskussionen mit Besuchern und den Stadion-Stewards bzgl. der FFP2-Maskenpflicht. Zuerst in einer e-mail der UEFA wurde vermeldet, dass auf den Sitzplätzen keine Maske mehr nötig sei, dieses später aber wieder revidiert. Im Stadion wurde auch überall darauf hingewiesen, aber nach vielen Diskussionen an allen Ecken und Enden zogen sich die Stewards zurück und ich tippe mal, dass letztendlich über die Hälfte der Besucher über den Abend keine Masken trugen.

Die Spannung stieg natürlich deutlich und weil in den unteren Reihen des Oberrangs noch seeeehr viel Platz war, wanderte ich zehn Minuten vor Spielbeginn einige Reihen nach unten und setze mich in die 6. Reihe - natürlich mit den geltenden Abstandsregeln in alle Richtungen. Nach den beiden Hymnen standen beide Mannschaften zum Spiel bereit, ehe ein Greenpeace-Aktivist mit einem kleinen Elektromotor anhängend von oben ins Stadioninnere flog, das Seil der Spidercam touchierte und fast in die Zuschauer abstürzte. Er verletzte wohl trotzdem einen Fan und landete selbst auf dem Rasen, wo er sich sichtlich auch angeschlagen nur wieder aufrappeln konnte. Bekloppte Menschheit!

Als sich die kurze Aufregung wieder gelegt hatte, begann das Spiel auch schon. Ich will jetzt keinen Game Report schreiben, die meisten haben das Spiel vermutlich eh gesehen. Die deutsche Mannschaft verlor durch ein Eigentor des Rückkehrers Mats Hummels in der 20. Minute mit 0-1 gegen den amtierenden Weltmeister. Alles im allem war die Leistung der deutschen Elf "okay", aber das "okay" bezieht sich eher in Richtung der zuletzt vielen schwachen Spiele und reicht halt auf diesem Level einfach nicht. Man hatte das Gefühl, dass die Franzosen jederzeit noch eine Schippe hätten drauf packen können. Der ganze viele Ballbesitz nutzt nichts, wenn man ab 20m vor dem Tor dann völlig ideenlos wird und sich fast keine Torchancen herausspielt. Glück hatte man noch, dass zwei Tore der Équipe Tricolore (zurecht) wegen Abseits nicht anerkannt wurden. Ein wirkliches Aufbäumen in der Schlussphase war auch nicht zu sehen und so stand man am Ende komplett mit leeren Händen da.

Nach Spielende war Christian von seinem Platz her viel schneller am vereinbarten Treffpunkt. Ich musste ihn leider durch den Kauf eines T-Shirts und stockendem Menschenverkehr ein wenig warten lassen. Mit der S-Bahn fuhren wir dann wieder eine Station zurück nach Garching, wo wir unser Auto geparkt hatten. Statt 20 Euro für das Parkhaus, hatten wir somit Kosten von zwei Mal 1,70 Euro für das S-Bahn Ticket und kamen auch absolut top vom Parkplatz weg, was ja aus dem Arena-Parkhaus (zumindestens bei ausverkauften Spielen) eher nur schwer möglich ist. Um 23:40 Uhr fuhr Christian auf die Autobahn und um 2:40 Uhr fuhren wir ohne eine einzige Pause gemacht zu haben, in Altenstadt wieder von der Autobahn, also exakt 3:00 Stunden für knappe 390 km inklusive einiger Baustellen - Good Job, Christian! Als wir in Altenstadt auf dem Parkplatz ankamen, meinte noch die Polizei Christian kontrollieren bzw. pusten zu lassen, wobei er natürlich 0,00 Promille zu bieten hatte. Ich verhielt mich derweil im Dunkeln meines Autos ruhig. Nicht, weil ich was zu verbergen hatte, sondern weil darauf gar keine Lust hatte und einfach nur schnell in mein Bett wollte. Letztendlich versenkte ich um Punkt 3 Uhr den Haustürschlüssel im Schloss und nachdem ich mich schnell bettfertig gemacht hatte, dürfte ich gegen 3:30 Uhr etwa weggeknackt sein. Das bedeutete dann für mich exakt noch drei Stunden Schlaf, was nicht wirklich viel ist, aber dennoch fast noch mehr als ich erwartet hatte. Um 7:15 Uhr stand ich dann morgens wieder brav an der Stechuhr meines Arbeitsplatzes.