Groß war die Freude bei mir, als ich das erste Mal davon erfuhr, dass der EC Bad Nauheim dieses Jahr ein Vorbereitungsturnier in Polen absolvieren würde. Als nähere Details bekannt wurden, machte ich mich sofort an die Planungen. 882 Kilometer, der erste Gedanke war so etwas wie „Ui, ganz schön weit!“ Aber das schreckt mich doch nicht wirklich ab, ich rief gleich Siggo an und die Planungen vertieften sich. Es wurde bei werkenntwen in der Fanclub-Gruppe gepostet und sicherheitshalber wurde auch noch eine e-mail an den ganzen Verteiler geschickt. Es meldeten sich etwa 8 Leute und meldeten Interesse an. Bis zum Ende der Frist hatten wir dann fünf verbindliche Anmeldungen und bei den anderen drei klappte es leider nicht. Siggo mietete einen Zafira, so dass wir genug Platz hatten und machte auch das Hotel klar. Die Tage vergingen und der Polen-Trip kam immer näher. Ich freute mich echt riesig, bis ich am Mittwoch vor der Abreise erst einmal ein Schock bekam. Überall in den deutschen Medien las man, dass am Samstag die Platzierungsspiele wären und es drei Spiele gäbe, was nach menschlichem Ermessen natürlich Spiel um Platz 5, Spiel um Platz 3 und das Finale wären. Als ich mich aber an jenem Mittwoch nochmal danach erkundigte, sah ich plötzlich auf der Homepage der Gastgeber, dass es gar kein Spiel um Platz 5 geben würde. Ich rief Siggo an und wir ließen noch ein wenig die Drähte glühen. Die Entscheidung fiel darauf, dass wir erst einmal die ECN-Spiele abwarten wollen, bevor wir weitere Sachen entscheiden. Allerdings hatten wir eigentlich wenig Hoffnung, da wir gegen einen slowakischen Zweit- und einen polnischen Erstligisten antreten mussten. Donnerstag Abend warteten wir alle auf das Ergebnis aus Polen. Als wir dann die erlösende Nachricht eines 10:3-Sieges(!) bekamen, waren wir alle erleichtert, denn somit stand auf jeden Fall schon mal die Teilnahme am Spiel um Platz 3 fest. Ein Tag danach dann das Spiel gegen den polnischen Gastgeber. Ich bekam dieses Mal die Infos direkt aus dem Stadion per SMS und zitterte natürlich dementsprechend mit. Als am Ende ein 3:2-Sieg zu Buche stand, war die Freude umso größer, denn wir sollten also am kommenden Tag ein Finale mit ECN-Beteiligung sehen. Mit der riesigen Vorfreude legte ich mich gegen 0 Uhr nochmal ins Bett und schlummerte auch schnell ein.
Um 2:30 Uhr klingelte aber schon wieder der Wecker und nach einer Dusche, richtete ich noch letzte Sachen und ab ging die Fahrt. Bensch wurde noch eingesammelt, ehe ich in Nidda der Sparkasse noch einen Besuch abstatte und Manni einsammelte. In Leidhecken stellte ich bei Mira mein Auto ab, von sie uns dann die letzten zwei Kilometer nach Staden fuhr. Siggo war schon da, er kam doch fast direkt vom pokern. Um 3:45 Uhr ging dann unsere Reise endlich los. Bei Jena wurde die erste Pause gemacht, wo ich dann auch von Siggo das Steuer übernahm. Unterwegs fiel uns dann auf, dass außer Siggo eigentlich keine weitere Fahrer im Mietvertrag eingetragen wurde. Also nach Dresden an den Flughafen und bei der Mietfirma noch schnell Bensch, Mira und mich als weitere Fahrer eintragen lassen. Ich fuhr weiter und kurz darauf erreichten wir auch schon die Grenze, wo wir zuerst mal ein Geld wechselten. Es folgten etwa 60 Kilometer Landstraße mit verdammt viel Verkehr, was uns fast anderthalb Stunden kostete. Bei Wroclaw (Breslau) war ich matt und übergab nach 400 Kilometern Fahrt für die letzten 220 Kilometer nochmal an Siggo. Ich schlief hinten mal eine Stunde, ehe ich wieder wach war. Bei Katowice (Kattowitz) wechselten wir die Autobahn und fuhren in einen Stau. Leider dauerte dieser zu lang, so dass wir nach kurzer Suche unser Hotel erst gegen 14:40 Uhr erreichten. Ich hatte mir Hoffnungen gemacht auf das Eishockey-Spiel um Platz 3 zu verzichten und das Erstliga-Fußballspiel Polonia Bytom gegen Lech Gdansk anzuschauen. Aber das wäre bei einem Anpfiff um 15:15 Uhr leider zu knapp geworden. Also checkten wir ganz ruhig und gemütlich im Etap-Hotel Katowice ein. Da wir zum Spiel um Platz 3 noch früh dran waren, legten wir uns nochmal kurz auf´s Ohr. Schlafen war aber für mich logischerweise nicht drin, wartete ich doch immer wieder auf die SMS aus Offenbach, wo der OFC eine 2:1-Führung bis zur 89. Minute leider nicht über die Zeit bringen konnte. Ein wenig verärgert war ich natürlich schon, als wir um 17 Uhr in Richtung Sosnowiec zur Eishalle fuhren, aber okay. In Sosnowiec fragten wir bei drei hübschen Mädels nach dem Weg zur Eishalle. Da wir zuvor irgendwas mit französisch geredet hatten, war es mir irgendwie noch im Kopf und als mir dann anstatt “Excuse me“ ein “Excusez moi“ rausrutschte, hatte ich natürlich die Lacher auf meiner Seite. Einem “Excuse me“ konnten sie eher folgen und uns dann letztendlich auch den Weg zur Eishalle erklären. Eine Viertelstunde vor Beginn des Spiels um Platz 3 kamen wir an der Eishalle an und dachten zuerst mitten in einem Kriegsgebiet angekommen zu sein, denn das erste was wir sahen waren drei Personen von einer Security-Firma mit Brustpanzer, Schlagstöcke und Handschellen. Naja okay, so brauchten wir uns wenigstens keine Gedanken um unser Auto machen. Wir gingen dann in die Eishalle um unsere Fanclub-Fahnen aufzuhängen und wir setzten uns auf die Gegengerade. Wir hatten uns kaum gesetzt und schon begann auch das erste Spiel des Tages schon. Die Gastgeber von Zaglebie Sosnowiec trafen im Spiel um Platz 3 auf den tschechischen Hokej Sumperk 2003 aus der zweithöchsten tschechischen Liga.
Die Tschechen führten schnell mit 0:1, lagen aber am Ende des ersten Spielabschnittes mit 2:3 hinten. In der ersten Paus schauten wir mal nach der Verpflegung, aber das einzige was es gab, war ein Kaffee-Automat und ein Nasch-Automat. Der Getränke-Automat war defekt. Also musste ein Schokoriegel als Nahrung her und ein Kaffee, der ganz und gar nicht schmeckte. Im zweiten Drittel das gleiche Bild. Die Polen waren das leicht bessere Team und führten mit 6:4. Siggo und ich gingen kurz auf die andere Seite um ein wenig den Plausch mit diversen, bekannten Spielern von uns zu suchen. Die Aussage eines Sven Gerbig´s (“In dieser Liga brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken“), lässt auf mehr hoffen, muss aber auch erst einmal durch Leistung bewiesen werden. Im letzten Drittel drehte sich das Spielgeschehen komplett, aber zu mehr als dem 5:6-Anschluss reichte es für die Tschechen nicht mehr. Kaum war das spannende, aber letztendlich doch recht uninteressante Spiel für uns fertig, kamen schon unsere Götter zum Aufwärmen auf´s Eis. Natürlich wurden sie frenetisch von uns empfangen. Und gegenüber den Ungarn (die die nähere Anreise hatten) waren wir mit 6 gegenüber 4 Fans im Vorteil. Aber die ganzen Polen waren gegen uns, so dass wir dann doch stimmlich in der Unterzahl waren. Das Spiel begann und in den ersten Minuten hatten wir echt Angst um unseren EC. Die Ungarn, die in der ersten österreichischen Liga spielen, machten mächtig Druck. Aber gestützt von einem überragenden Torhüter Daniel Wrobel im EC-Tor überstand man die erste Drangphase von Alba Volan. Als man sich zum ersten Mal ein wenig befreien konnte, traf man auch sogleich zur Führung. Lanny Gare schickte Kevin Lavallee auf die Reise, dieser setzte sich gegen den letzten Gegenspieler durch und verlud Ex-Duisburger Levente Szuper im Tor des ungarischen Meisters. Im zweiten Drittel war es weitestgehend ein ausgeglichenes Spiel, aber Alba Volan war schon schneller und auch technisch das stärkere Team, aber unsere Götter in rot setzten einiges an Kampf dagegen. So konnten wir mit ein wenig Glück, Geschick und weiterhin einem überragend haltenden Torhüter Wrobel die 1:0-Führung in die Kabine bringen. Im letzten Drittel begann Alba Volan wieder sehr stark und als diese in den ersten fünf Minuten erneut kein Tor schießen konnte, wurde die Hoffnung auf einen Turniersieg bei uns immer größer. Zumal auch unsere Götter wieder stärker wurden. Sven Gerbig hatte zehn Minuten vor dem Ende die riesige Chance zum 2:0. Ich behaupte mal, wenn er diese Bude macht, wäre das Spiel entschieden gewesen. Aber so ließen leider beim dritten Spiel in drei Tagen die Kräfte der EC-Spieler nach und die Ungarn konnten in der 53. Minute ausgleichen. Nachdem Siggo ca. 30x seinen Spruch “Manni, die Null steht!“ losgelassen hatte, konnte man dieses nun getrost vergessen. Leider ließen die Kräfte dann weiter nach und nur drei Minuten später fiel auch noch der Treffer zum 1:2 (56.). Die Kräfte um nochmal einen letzten Angriff in Richtung Ausgleich zu starten waren leider nicht mehr vorhanden, so dass Alba Volan den Sieg über die Zeit bringen konnte. Unser Team wurde dennoch ordentlich gefeiert und verabschiedet. Ich besorgte mir noch den offiziellen Spielbericht für die Statistiken auf meiner Homepage und danach sicherten wir uns noch das Schild mit der Aufschrift “EC Bad Nauheim“ von der Siegerehrung und nach ein paar Verabschiedungsfotos mit den ungarischen Fans, machten wir uns zurück auf den Weg in das 5 Kilometer entfernte Katowice. Dort gingen wir noch im “American Diner“ was essen. Und für drei Stück Lenden, geröstete Zwiebeln, Pommes und Weißkrautsalat, sowie zwei 0,5er polnisches Warka-Bier bezahlte ich nur knapp zehn Euro, traumhaft! Da wir nach der frühen Abfahrt am morgen natürlich müde waren, entschieden wir uns ins Hotel zu gehen. Dort war ein Schauspiel zu erleben, denn eine übelst stöhnende Frau machte uns das einschlafen in den ersten 15-20 Minuten zur Qual. Als diese und ihr Beischläfer ihren Akt beendet hatten, konnten wir uns endlich auch ins Reich der Träume begeben.
Am Morgen standen wir auf und begaben uns zum Frühstück. Gegen 10 Uhr checkten wir dann aus und begaben uns auf unseren Weg zurück nach Deutschland. Siggo machte wieder unseren Chaffeur und brachte uns sicher wieder ins gelobte Land zurück. In Görlitz von der Autobahn runter, ging es über Zittau nochmal schnell nach Tschechien. Dort tankten wir unsere Kiste voll und gingen in Hradek nad Nisou eine Mahlzeit zu uns nehmen. Für ein Wiener Schnitzel, Pommes, Salat und ein Sprite musste ich nur sechs Euro bezahlen. Ich kann mich nur zu wiederholen: Traumhaft! Nachdem wir uns den Magen vollgeschlagen hatten, fuhren wir erneut zurück ins deutsche Land und fuhren direkt nach Jonsdorf. Dort kamen wir gerade an, als auch unsere Mannschaft mit dem Bus ankam. Als Dankeschön für unseren Polen-Trip und die Unterstützung dort bekamen wir auch kurz darauf unsere Freikarten gebracht. Siggo und ich gingen schon rein um die Fanclub-Fahnen passend aufzuhängen und danach ging es in den “Gästeblock“. Zum Spiel gibt es nicht viel zu sagen. Unsere Jungs waren müde, von den drei Spielen in den letzten drei Tagen und der Players-Party am Abend zuvor. Jonsdorf spielte für einen Regionalligisten echt nicht schlecht und hatte auch ihre Chancen. Letztendlich setzte sich die Cleverness der Roten Teufel durch und nach Toren von Sven Gerbig (11. und 52.), Alexander Althenn (16.), Eric Haiduk (22.), Ryan Hare (39.) sowie Tobias Schwab (44.) setzte sich der Oberligist standesgemäß mit 6:0 durch. Nach der überragenden Leistung von Daniel Wrobel vom Vortag stand ihm Martin Niemz heute keinesfalls nach und sicherte sich den ersten Shut-out eines Teufels-Torhüters in der neuen Saison. Direkt nach dem Spiel verabschiedete ich mich von meinem angereisten Weißwasseraner Bekannten Sascha und wir machten uns um 20:30 Uhr auf dem Weg nach Hause. Da wir eh alle Urlaub bzw. Spätschicht hatten, fuhren wir weiterhin (wie die ganze Reise bisher) gemütlich nach Hause um ein wenig Sprit zu sparen. Wir machten unterwegs noch zwei Kaffee-Pausen und kamen dann gegen 2:45 Uhr in Leidhecken bei Mira, wo wir in mein Auto wechselten. Ich lud Manni in Nidda und Bensch in Fauerbach ab, ehe ich gegen kurz nach 3 zu Hause ankam. Erst musste ich noch die ganzen News im Internet lesen, ehe ich mich dann um 5:30 Uhr ins Bett begab und richtig ausschlief.