Vor der WM
Nachdem bereits Ende Mai 2015 feststand, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der kommenden WM in Russland 2016 nicht mit den Gastgebern in einer Gruppe sein wird, war also auch klar, dass der Spielort nicht Moskau, sondern St. Petersburg sein würde. Uns freute diese Begebenheit natürlich sehr, denn in Moskau waren wir ja bereits 2007 bei der WM.

Nachdem wir bei der Vorjahres-WM in Prag mit zehn Personen aufliefen, stellte sich schnell raus, dass es bei der WM 2016 in Russland weniger werden sollten. Am Ende waren wir dann zu Fünft und warteten auf den Spielplan, welcher Mitte Juli endlich veröffentlicht wurde. Schnell war man sich bei einem Treffen einig, dass es (auch durch den Pfingst-Feiertag) mehr Sinn machen würde zum zweiten Wochenende anzureisen. So buchten wir am 06. August 2015 dann einen 6-Tages Trip, in welchem Zeitraum vier deutsche Spiele fallen würden.

Nach Buchung der Flüge, trafen wir uns noch mal und suchten uns zwei Wohnungen via airbnb aus. Von der ersten gab es eine Absage, aber die Zweite konnten wir dann buchen und taten dies knapp drei Wochen nach Buchung der Flüge dann auch. Somit waren die wichtigsten Fix-Buchungen erst einmal erledigt und es ging ein wenig Zeit in die Welt...

Am 06. März 2016 startete der Ticket-Verkauf für Einzelspiele in St. Petersburg, hier buchten wir uns die vier deutschen Spiele. Da der Verkauf wohl nicht so gut wie geplant lief, wurden 2-3 Wochen später Tickets für diverse Spiele zum Preis von 375 Rubel (knapp über 5 Euro) angeboten, dieses Mal schlugen wir noch für das Spiel Kanada gegen Frankreich zu.

Einem weiteren Treffen später, bei denen alle Mitreisenden ihre Unterlagen für das Visum dabei hatten, brachte PaP die Unterlagen Anfang April nach Frankfurt zu einer Visum-Zentrale, welche dann den Rest für uns erledigte. Das Visum kam dann auch pünktlich anderthalb Wochen vor Abreise, schlug aber mit 137 Euro pro Nase doch einen Ticken teurer als erwartet zu Buche (2007 für die WM in Moskau wollte die gleiche Zentrale noch knapp 80 Euro von uns haben).



Donnerstag, 12. Mai 2016
Dann war es nun also soweit: Anreise-Tag nach St. Petersburg! Nachdem die deutsche Nationalmannschaft zuvor nur eins der drei ersten Vorrundenspiele gewinnen konnte, schrieben wir uns dennoch die "Mission Viertelfinale" auf die Fahne.

Um 2 Uhr legte ich mich hin, um 4:45 Uhr klingelte der Wecker. Eine Dusche zum wach werden, fuhr mein Vater mich nach Dauernheim, wo wir Heiko abholten. Um 6:17 Uhr fuhr dann in Friedberg unsere S-Bahn in Richtung Hauptbahnhof Frankfurt ab. Zwischendurch stiegen noch Ronny und Stephan in Wöllstadt und PaP in Karben zu, so dass die Truppe komplett war. Am Flughafen angekommen, wurde eingecheckt und die Koffer abgegeben.

Wir liefen zu dem Security-Check und plötzlich hörte ich nur: "Herr Bohl aus der ersten Klasse!". Ich schaute hoch und erkannte einen Bekannten vom Eishockey. Ich antwortete mit einem Augenzwinkern: "Nein, wir sind doch arme Schlucker, wir reisen nur Holzklasse!". Antwort darauf war: "Wenn ich das sage, dann seid ihr gefälligst 1. Klasse!". Und so konnten wir an der Schlange vorbei den Security-Check schneller als gedacht erledigen, vielen Dank noch mal, N.! ;-)

 

 Im gesicherten Bereich kaufte ich mir einen Croissant und mit dem ersten frisch gezapften Bier wurde die WM eingeläutet. Nach und nach trafen auch immer mehr Eishockey-Fans ein, zuerst Bietigheimer, dann Mannheimer und am Ende kam mit Charly aus Crimmitschau auch der erste Bekannte. Der Flug verlief recht unspektakulär und wir landeten um 12:45 Uhr Ortszeit (inkl. der einen Stunde Zeitverschiebung) auf dem Flughafen Pulkovo in St. Petersburg. Die üblichen Zollkontrollen waren in Russland schon 2007 ein wenig penibler als woanders, aber auch das wurde "überstanden". Nach Aufnahme des Gepäcks stand am Ausgang bereits unser Abholdienst mit einem Schild mit der Aufschrift "Peter Lang" drauf und so klappte auch die Abholung hervorragend. Dimitrij, so hieß unser Fahrer, erklärte uns auf den ca. 30-35 Minuten Fahrstrecke zur Wohnung schon viele Geschichten über die Stadt und erklärte uns zu vielen Gebäuden auch bereits einiges.


An unserer Wohnung angekommen, erwartete uns bereits Peter, der Ehemann unserer Vermieterin. Die Wohnung sah von außen okay aus, der Treppenaufgang war eher naja, aber als er die Wohnung aufschloss: Wow! Die Wohnung war sehr geräumig, war sehr sauber und auch mit Sauna und Jacuzzi. Die Bilder im Internet waren also keineswegs gelogen oder übertrieben, wir fühlten uns von der ersten Sekunde an sehr wohl.

Nachdem wir die Koffer abgestellt hatten, machten wir uns auf zu einer ersten Kennenlern-Tour durch unsere nähere Umgebung. Nur ca. 5 Minuten Fußmarsch von unserer Wohnung war die städtische Fanzone entfernt und so kam es natürlich, dass wir hier gleich Einzug hielten und die erste Handvoll Bier zu uns nahmen. Allerdings war es mittlerweile schon 16 Uhr und wir liefen mit Umweg Supermarkt zu unserer Wohnung zurück. Wir machten uns noch mal frisch und fertig für´s Eishockey, denn bereits am heutigen Anreisetag hatten wir mit Kanada - Deutschland unser erstes Live-Spiel in der Arena. Um die Umgebung noch mehr auszukundschaften, entschieden wir uns nicht mit der U-Bahn zu fahren, sondern liefen den Weg zur Arena. Unsere Shuttle-Service Fahrer Dimitrij bezifferte die Laufzeit auf 15 Minuten, aber letztendlich brauchten wir doch knappe 30 Minuten, waren aber dennoch natürlich früh genug an der Arena. Dort erst mal in die Fanzone, wo wir uns mit der Reisegruppe von Christian, Susi, Felix und Aljoscha trafen, vier weitere Nauheimer und natürlich gab es gleich wieder das ein oder andere Krusovice Bier. Checker-Ulli aus dem Indianerland Hannover oder auch "Kater" und "Banane" aus Weißwasser waren vor Ort zu Gange. Mit den beiden letzteren und Sascha teilten wir uns vor zwei Jahren in Minsk die Wohnung und man traf sich auch letztes Jahr in Prag öfters.
 
Ich ging recht früh rein in die Arena, musste aber noch am Eingang zum Block warten, da der Innenraum noch gesäubert wurde. Als dann endlich die Türe öffneten, konnte ich unser Fanclub-Banner direkt kameragerecht platzieren. Danach noch schnell ein paar Fotos von den kanadischen NHL-Stars beim Warmup gemacht, setzten wir uns auf unsere Plätze der 2. Kategorie, hinter dem Tor. Ein Großteil wird das Spiel gesehen haben, Kanada traf früh, uns wurde ein Tor wegen Schlittschuhtor aberkannt, Kanada erhöhte, Deutschland traf zwei Mal, so dass es mit einem verdienten 2-2 in die 2. Pause ging. In dieser stellte Kanada um und die neue 1st Line mit Connor McDavid als Center und den Außenstürmern Matt Duchene und Taylor Hall zeigten sich direkt kurz nach der Pause für die erneute Kanada-Führung verantwortlich. Am Ende gewann Kanada mit 5-2, aber das deutsche Team spielte eine klasse Partie und ärgerte den Favoriten über weite Strecken des Spiels.

Nach dem Ausgleich zum 2-2 explodierte mein Handy förmlich, denn Sport1 hatte mich bei Ihrer Übertragung live am Jubeln im TV. 51 Whatsapp-Nachrichten, 4 Markierungen auf meiner Facebook-Pinnwand und 6 Facebook Messenger Nachrichten standen binnen weniger Minuten auf meinem Handy. Nach dem Spiel kauften wir im Fanshop noch die üblichen Souvenirs, wie Programmheft, Puck und Pin, so dass wir dieses auch schon erledigt hatten. Danach fuhren wir dann mit der U-Bahn zurück an unsere Wohnung, wo wir auch blieben. Der erste Tag war lang und nach ein wenig Eishockey im TV und der ein oder anderen Dose Bier gingen wir dann auch alsbald in die Betten.


Freitag, 13. Mai 2016
Trotz dass wir relativ früh in den Betten lagen, waren Ronny und ich recht früh wach, auch weil es um diese Jahreszeit in St. Petersburg bereits um 3:30 - 4 Uhr morgens hell wurde. Wir machten uns direkt auf den Weg irgendwo in der Umgebung nach frischen Brötchen Ausschau zu halten, brachen dieses Unterfangen aber nach 45 Minuten Suche ab. Als wir zurück kamen, krochen auch die anderen so langsam aus ihren Betten und wir konnten gemeinsam mit Brot und Toastbrot frühstücken.

PaP hatte sich schon vorher ein wenig Gedanken über die Sightseeing-Route gemacht und nach dem Frühstück brachen wir um 11:30 Uhr auf. Die Nevskiy Prospekt entlang, am Stroganow Palais und der Kasaner Kathedrale vorbei, schlenderten wir ein wenig die Straßen und Kanäle der Innenstadt entlang. Im "Mama Roma" setzten wir uns zum Mittagessen nieder und bekamen überragend gute italienische Mahlzeiten serviert. Weiter liefen wir am Moika-Kanal zur Blutskirche und kamen wieder an der städtischen Fanzone an. Hier schauten Heiko, Ronny, Stephan und ich uns bei einigen Krusovice die ersten beiden Drittel von TCH vs. KAZ, während PaP alleine noch ein wenig Sightseeing machte.

In die Wohnung, frisch machen und Eishockey-Klamotten einpacken, fuhren wir mit der U-Bahn dann an die Arena und natürlich wurde in der Fanzone noch die ein oder andere Kaltschale zu uns genommen, ehe es wieder rein in die Arena ging. Ich sagte vorher bereits voraus, dass das Spiel Deutschland gegen Weißrussland für unser Team "das wohl wichtigste Spiel der WM wird". Scheinbar sah es die deutsche Mannschaft genauso und legte los wie die Feuerwehr. Nach knapp über zehn Minuten führte unser Team bereits mit 3-0 und bei mir lief das Handy wieder Amok, denn ich war schon wieder zwei Mal beim Torjubel im TV zu sehen. Im Mittelabschnitt wurden die Weißrussen stärker und kamen verdient zum 3-1 Anschluss, ehe das wichtige 4-1 von Brooks Macek nach 36 Minuten den Osteuropäern den Wind aus den Segeln nahm. Erst ein Eigentor des deutschen Torhüters Thomas Greiss in der 50. Minute, weckte die "Belarussen" noch mal auf. Aber mit Glück, Geschick und Können rettete man den Sieg über die Zeit - Philip Gogulla traf sieben Sekunden vor dem Ende sogar noch zum 5-2 ins leere Tor.

Nach diesem mega wichtigen Sieg, sahen wir große Chancen das Viertelfinale zu erreichen. Zuerst fuhren wir mit der U-Bahn zu unserer Wohnung zurück um teilweise die Klamotten abzulegen und weiter ging es in den irischen Pub "O'Hooligans", ebenfalls nur 3-4 Minuten Fußstrecke von unserer Wohnung entfernt. Hier trafen wir uns wieder mit den von vor dem gestrigen Spiel erwähnten Nauheimern und das Guinnes, das Killkenny, der Cider und auch der Whiskey flossen in Strömen und der Sieg wurde lange gefeiert. Als wir in der Wohnung ankamen, schaute ich noch ein wenig in den TV und erhoffte ein wenig NHL live schauen zu können, denn in dem einen Sender lief fast rund um die Uhr Eishockey, ein absoluter Traum! Gleichzeitig lud ich noch ein paar Bilder in Facebook hoch, ehe ich erstaunt feststellen musste, dass um 3:53 Uhr in St. Petersburg schon fast wieder taghell draußen war. Jetzt aber schnell ins Bettchen und noch eine Mütze Schlaf nehmen...


Samstag, 14. Mai 2016
Am heutigen Samstag hatten wir eigentlich unseren einzigen spielfreien Tag und wollten uns komplett dem Sightseeing widmen. Allerdings entschieden wir uns bereits am Vortag, heute dann doch das Spiel Finnland gegen Frankreich anzuschauen, da wir die Finnen, welche einen ganz interessanten Kader (u.a. mit den beiden Jungstars Patrik Laine und Sebastian Aho, beide 18 Jahre alt) sonst nicht ein einziges Mal live gesehen hätten.

Nach dem Frühstück mit der U-Bahn zur Halle. Dort gab es am offiziellen Ticket-Schalter nur noch Tickets in der teuersten Kategorie für umgerechnet fast 60 Euro, was uns aber zu teuer war. Die üblichen Schwarzhändler gab es dieses Jahr nicht, da die Polizei wohl recht rigoros dagegen vor ging. Ich sah aber einen Slowaken, welcher seine Tickets verkaufen wollte und sprach ihn an. Er sagte, er hätte Tagestickets, aber ihn interessieren eigentlich nur die Spiele seiner Slowaken. Also bot ich ihm jeweils 2.000 Rubel (knapp 27 Euro) für die Tickets, welche regulär 4.300 Rubel gekostet hätten. Nach kurzem Überlegen nahm er dann aber unser Angebot an und wir hatten Sitzplätze 1. Kategorie in der dritten Reihe hinter der finnischen Bank. Das Spiel plätscherte leider ziemlich dahin und die Finnen beschränkten sich darauf nur das Nötigste zu tun. Das Nötigste waren drei Tore im Mitteldrittel, welche bei einem Gegentor bei 3on5-Unterzahl in der 53. Minute zum 3-1 Sieg reichten. In der zweiten Pause konnte ich dann noch ein Foto mit dem langjährigen finnischen NHL-Goalie Niklas Bäckström (Minnesota Wild und Calgary Flames) schießen, welcher als dritter Torhüter bei den Finnen im Kader stand und auf der Tribüne saß.

Nach dem Spiel ging es zurück in unsere Wohnung, hier wartete PaP bereits auf uns, denn er wollte das Spiel nicht mit anschauen. Wir schlenderten wieder die Nevskiy Prospekt entlang und kamen um 16:30 Uhr am Fontanka-Kanal an, wo wir eine knapp anderthalb stündige Bootsfahrt für 1.000 Rubel (knapp 14 Euro) pro Nase buchten. Es ging die verschiedenen Kanäle entlang und auch mal kurz raus auf den großen Fluss, der Newa. Vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten, kam für mich die beste Nachricht des Tages kurz vor der Rückkehr an die Boots-Haltestelle. Mir wurde in Whatsapp das Tor für Werder Bremen in der 88. Minute des letzten Spieltags vermeldet, welches Eintracht Frankfurt noch in die Relegation brachte. Wenn Jemand mal in St. Petersburg ist: Diese Bootsfahrt ist sehr zu empfehlen. Aber am Besten die "große" Tour buchen, welche auch über die Newa und nicht nur durch die Kanäle fährt.

Danach machten wir uns in unserer Wohnung ein wenig frisch, ehe es ins "James Cook" ging, einen weiteren Pub in der Nähe unserer Wohnung. Hier ließen wir es uns bei Schnitzel, Burgern und Pommes, sowie einiges an Guinness, Killkenny und weiteren Bieren gut gehen, während wir auf der Leinwand das 5-0 der Kanadier über die Slowakei anschauten.



Sonntag, 15. Mai 2016
Der Sonntag war bereits im Vorfeld von mir zum "Sport-Tag" rausgesucht worden. Die Terminierung meinte es dieses Jahr mit mir gut und so standen heute zwei Fußball- und ein Eishockey-Spiel auf dem Plan. Mit Ronny und Stephan waren noch zwei weitere Interessenten gefunden und so buchte ich bereits im Vorfeld der Reise unsere Tickets für die Fußball-Spiele.

So ging es für uns dann zu Dritt nach dem Frühstück zu Fuß auf dem Weg zum Sportkomplex, der neben der Eishalle auch noch zwei Fußballstadien beinhaltete. Wir nahmen freiwillig den ein oder anderen Umweg in Kauf, da wir auch noch ein wenig Sightseeing betreiben wollten. Zuerst an der Isaakskathedrale und dem "ehernen Reiter" vorbei, durch den Alexanderpark zum Schlossplatz inkl. Winterpalast und der Eremitage. Dann über die Dvortsovyy most und die Birzhevoy most die Neva überquert zur Peter- und Paul-Festung. Hier kamen wir kurz vor 12 Uhr an und das Aufkommen an wartendenden Touristen zeigte uns an, dass hier gleich irgendwas passieren würde. Und so war es auch, denn um Punkt 12 Uhr gab es einen Salute-Schuss aus der Festung über die Stadt. Weiter ging es dann wieder zu Fuß zum Malaya Sportivnaya Stadion, wo am heutigen Tage das Zweitliga-Fußballspiel zwischen Zenit St. Petersburg II und FK Baykal Irkutsk stattfinden wird.

Im Stadion wieder mit Charly aus Crimmitschau getroffen und so schauten wir das recht unterhaltsame Spielchen zwischen Zenit II, welches gegen den Abstieg kämpfte und den bereits abgestiegenen Gästen aus dem 5.700 km entfernten Irkutsk, welche im Gästeblock auch tatsächlich einen Auswärts-Fan mit dabei hatten. Durch den ersten Torschuss gingen die Gäste in Führung und nach 34 Minuten stand es 2-2. Kurz nach der Pause folgte ein Doppelschlag der Gastgeber, aber der Absteiger vom Baikalsee traf kurz darauf noch mal zum Anschluss. Dennoch konnte die Zweitvertretung des noch aktuellen russischen Meisters dieses 4-3 über die Zeit retten und dürfte aufgrund der guten Tordifferenz somit den Abstieg verhindert haben. Sportlich war das Niveau vielleicht maximal auf deutschem Oberliga-Niveau anzusiedeln, aber 100 Zenit-Ultras sangen 90 Minuten durch und dazu die vielen Tore, dadurch war es letztendlich doch recht kurzweilig.

Nach dem ersten Fußballspiel liefen wir die knapp 250m rüber zur Eishalle. Zuerst gab es in der Fanzone wieder das ein oder andere Krusovice zu vernichten, ehe PaP und Heiko von ihrer Sightseeing-Tour an der Halle ankamen. Ich ging dann wieder ziemlich zügig rein in die Arena, um den Fanclub-Banner passend aufzuhängen und machte vom Warmup ein paar Fotos der Amis, waren doch mit Kinkaid, Warsofsky und Wood drei Spieler bzw. Prospects "meiner" New Jersey Devils mit am Start. Danach ging es wieder auf unsere Plätze hinter dem Tor, wo wir dem Spiel Deutschland gegen die USA beiwohnten.

Deutschland ging durch Patrick Hager früh in Führung, welche Jake McCabe für die Vereinigten Staaten ausglich. Christian Ehrhoff brachte Deutschland postwendend erneut in Front. Jungstar Auston Matthews glich zu Beginn des Mittelabschnitts mit dem zweiten Powerplay-Treffer erneut für die USA aus. Danach nahm das deutsche Team eigentlich viel zu viele Strafzeiten, welche aber gekonnt überstanden werden konnten. Zwischenzeitlich übernahmen die USA klar das Kommando, aber im letzten Drittel konnte sich das deutsche Team wieder ein wenig aus dieser Umklammerung befreien, dennoch konnte man sich nach und nach auf die Verlängerung einstellen. Als die letzte Minute angebrochen war, kamen die Deutschen noch mal zum Angriff, Goc passte auf Korbi Holzer, in dem Moment kam es mir über die Lippen "Scheibe zum Tor!". Und als ob Holzer auf mich gehört hätte, schlenzte er den Puck zum Gehäuse, an Freund und Feind vorbei zappelte er plötzlich im Netz. Der Jubel war natürlich riesengroß, denn mit diesem Tor 33 Sekunden vor dem Ende war der Viertelfinal-Einzug praktisch gesichert. Mein Torjubel hat dem Kameramann wohl wieder so gut gefallen, dass ich erneut groß im TV zu sehen war. Die paar Rest-Sekunden wurden souverän überstanden und so hatten die deutschen Fans natürlich viel zu feiern.

Für uns ging es direkt nach der deutschen Hymne aber recht zügig aus der Halle raus. Dort trafen wir uns wieder mit Charly und liefen erneut die 250m in die andere Richtung, denn mit Zenit St. Petersburg gegen Lokomotive Moskau hatten wir heute ja noch ein weiteres Fußballspiel auf dem Plan stehen. Hier spielten der Dritte gegen den Fünften in der Premier League, der ersten russischen Liga. Zenit machte sich noch Hoffnungen auf die Champions League Qualifikation, für Lokomotive ging es um den Einzug in die Europa League.

An dem massiven Polizeiaufgebot vorbei, gingen wir rein ins Stadion. Unser Block war genau gegenüber auf der anderen Seite, also mussten wir uns ein wenig sputen, denn durch die vielen Unterbrechungen beim Eishockey war es dann schon recht spät geworden. Eine lange Schlange am Eingang unseres Blockes ließ Schlimmstes vermuten, aber zum Glück ging es recht schnell und 2-3 Minuten vor Einlauf der beiden Teams waren wir auf unseren Plätzen. So konnten wir die schöne Choreographie der Heim-Fans komplett bewundern. Auch was dann im Laufe des Spiels von den Heim-Fans zu bestaunen war, war echt große Kunst. Praktisch durchgehend und fast ohne Unterbrechung wurde das eigene Team nach vorne gepeitscht. Zu Beginn sah es auch ganz gut aus, denn Hulk konnte früh die Führung per Foulelfmeter erzielen. In der 3. Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte glichen dann aber die Gäste aus - ebenfalls per Foulelfmeter. In der zweiten Halbzeit verflachte die Partie zusehends, das größte "Highlight" war dann fast noch die Rudelbildung nach einer Rangelei in der 94. Minute, welche sechs gelbe und eine gelb-rote Karte nach sich zog. Nach fast 99 Minuten wurde dann die Partie beendet und beide Teams konnten nicht zufrieden sein. Für Zenit war es das Aus im Kampf um die Champions League Quali und Lokomotive hat nur noch minimale Chancen auf die Europa League.

Nach dem Spiel verließen wir dann das Stadion recht flott, allerdings war die U-Bahn Station gesperrt, so dass wir dann zu Fuß wieder zur Wohnung zurück mussten. Hier machten wir uns noch ein wenig frisch und trafen sich dann mit Heiko, PaP und den anderen Nauheimern auf das ein oder andere Getränk im "Rock Pub". Auf dem Weg dorthin trafen wir noch Marcus Kink mitsamt seiner Familie, die auch ein wenig Sightseeing in dieser schönen Stadt betrieben. In diesem Rock Pub feierten wir dann bis in die Nacht mit Slowaken und Finnen noch ein wenig. Es war also wieder spät (oder auch früh, wie man es nimmt), bis wir ins Bettchen kamen.

   
Montag, 16. Mai 2016
 Am heutigen Montag ließen wir es morgens wieder gemächlicher angehen. Nach dem Frühstück gingen wir zuerst in den riesigen SKA St. Petersburg Fanshop, der auch nur 200-250m von unserer Wohnung entfernt war. Hier verbrachten wir einige Zeit, denn ohne übertreiben zu wollen, aber dieser Fanshop über mehrere Räume und zwei Etagen hat in meinen Augen absolut NHL-Niveau. Mit der U-Bahn fuhren wir dann weiter runter in den Süden der Stadt. Von hier liefen wir über den "Moskauer Bahnhof", an der Wladimirskirche vorbei, die Nevskiy Prospekt entlang, führte uns unser Weg noch mal ins "Mama Roma", wo wir das italienische Essen erneut genießen konnten. Die Zeit des Essens, war übrigens die einzige Stunde in den sechs Tagen, wo es kurz regnete, ansonsten hatten wir praktisch echt das perfekte Wetter über die ganzen Tage.

Danach ging es wieder zurück in die Wohnung, wo wir unsere Eishockey-Klamotten schnappten, denn am heutigen Tage hatten wir ja durch das ganz am Anfang erwähnte "5 Euro-Spiel" zwei Matches an einem Tag. Mit der U-Bahn ging es an die Halle und von dort dann direkt rein, denn das Warmup für das Spiel Kanada gegen Frankreich lief bereits. Da die Halle nicht überragend voll war, setzten wir uns direkt unter die IIHF-Plätze und hier hatten wir einige bekannte Gesichter hinter uns, so z.B. mit Marco Sturm, Geoff Ward und Tobias Abstreiter das ganze deutsche Trainer-Team, so wie mit Dave Lewis und Craig Woodcroft das weißrussische Trainer-Team, dazu noch der verletzte französische Torhüter Cristobal Huet und mit John Hynes und Ray Shero auch Headcoach und General Manager meiner New Jersey Devils. Auch dieses Spiel war leider nicht wirklich prickelnd und Team Canada tat wie schon die Finnen zwei Tage zuvor "nur das Nötigste", was letztendlich zu einem souveränen 4-0 Sieg reichte.

Mit diesem Sieg Kanadas stand letztendlich auch auf dem Papier fest, dass das deutsche Team das Viertelfinale erreicht hatte. Aufgrund dessen mussten wir natürlich in der Fanzone direkt das ein oder andere Krusovice trinken, denn für uns war es die erste Viertelfinal-Quali seit der WM 2011 in der Slowakei, als wir damals unseren Aufenthalt kurzfristig verlängerten und uns noch das 2-5 gegen Schweden anschauten (siehe Bericht dazu hier auf meiner Homepage). Es ging dann aber auch wieder bald in die Halle rein, denn mit Deutschland gegen Ungarn stand nun das letzte Live-Spiel für uns bei dieser WM an. Für uns ging es darum mit einem Sieg den 3. Platz in der Gruppe zu sichern, währenddessen es für die Magyaren noch gegen den Abstieg ging.

Als wir in der Halle waren, waren unsere Plätze schon besetzt durch ungarische Fans, welche sich partout auch weigerten diese Plätze zu verlassen. So wie uns ging es auch noch 50-60 anderen deutschen und vielen neutralen Eishockey-Fans. Man hörte immer nur "This in hungarian Fan Sector!", obwohl die meisten für diesen Block gar keine Tickets hatten. Nach einigen Diskussionen mit dem Security-Dienst war es mir zu doof und wir setzten uns wieder auf die (besseren) Plätze unter den IIHF-Plätzen. Hier hatten wir dann z.B. den dritten Goalie der deutschen Nationalmannschaft, Felix Brückmann, und den Mental-Trainer, Markus Flemming (Ex-Nauheimer) hinter uns sitzen.

Ungarn war im ersten Drittel das bessere Team und ging folgerichtig in Führung. Das deutschen Team tat sich sehr schwer, Ungarn hatte zur Hälfte des Spiels gefühlt schon 30 geblockte Schüsse zu verbuchen, sie kämpften sprichwörtlich ums Überleben. Allerdings kam unsere Nationalmannschaft im Laufe des zweiten Drittels zu immer besseren Chancen und es war praktisch ein Spiel auf ein Tor - auf das der Ungarn. Beim Ausgleich musste uns dennoch Marton Vas helfen und die Scheibe ins eigene Netz abfälschen. Letztendlich war es Verteidiger Constantin Braun dann vorbehalten in der 58. Minute den Siegtreffer zu erzielen, welchen Marcel Goc mit einer Deflection in leere Tore zum 4-2 Endstand absicherte. Somit war der dritte Platz in der Gruppe B save und das Warten auf den Viertelfinalgegner konnte beginnen.

Wir machten uns dann wieder mit der U-Bahn zur Wohnung und entschieden uns heute erneut für "O'Hooligans" um die Ecke, um hier auf die sehr gelungene WM anzustoßen. Ich genoss so zum Abschluss z.B. noch mal einige Dark Ale, ehe wir uns dann um 1:30 Uhr auf machten. Aber nicht in die Wohnung zurück, sondern erst mal zu Fuß die ca. 400-500m an den großen Fluss, der Newa. Hier in St. Petersburg gibt es spezielle Öffnungszeiten, in denen 13 der über 300 Brücken öffnen, so dass Nachts größere Schiffe den Flussweg passieren können. Hier konnten wir noch ein paar letzte Fotos schießen, ehe der ebenfalls wieder lange Tag mit der letzten Dose Bier in der Wohnung abgeschlossen wurde.

 
Dienstag, 17. Mai 2016
 Heute wurde gemütlich gefrühstückt und versucht die restlichen Lebensmittel zu vertilgen, was größtenteils auch gelang. Danach ging es schon los mit den Koffern zu packen, denn um 11 Uhr stand schon unser Shuttledienst an den Flughafen bereit, welcher dann am Stadtrand mit über 100 km/h die langen Straßen in Richtung Flughafen Pulkovo donnerte.
 
Am Flughafen schauten die Damen am Security-Check recht penibel über meine Handy-Powerbank. Nachdem dann ihre Chefin ankam und grünes Licht gab, konnten wir den Check auch endlich durchlaufen. Einmal noch die grimmigen Blicke an der Personen- bzw. Zollkontrolle und schon waren wir an den Gates. Ein paar Gates weiter vorne stieg gerade DEL-Chef Gernot Tripcke in den Flieger nach München, wir musste noch ein wenig auf unseren Abflug nach Frankfurt warten. Dieser verzögerte sich zwar um ein paar Minuten, aber überpünktlich landeten wir um 15:35 Uhr Ortszeit wieder in Frankfurt. Hier fehlte plötzlich PaP´s Koffer, was erst mal zu einem großen Schrecken führte, aber dieser wurde nur aus Versehen zum Transit-Gepäck gesteckt und kam dann letztendlich 15-20 Minuten später auch am Kofferband an. Mit der S-Bahn ging es nach Friedberg, wo uns Heiko´s Bruder abholte und letztendlich um 18 Uhr war ich dann komplett zu Hause und das Thema WM 2016 war zumindestens im Bereich "Live erleben" für mich beendet.

 

 

 Fazit

 Wie auch 2007, als wir zur WM in Moskau waren, wagten wir das kleine Abenteuer Russland. Allerdings war es letztendlich gar kein wirkliches "Abenteuer", denn die Leute waren, soweit man mit ihnen in Kontakt kam, recht freundlich. Zur Stadt muss man vermutlich nicht mehr viel sagen, im Internet kann man ja nachlesen, wie schön sie sein soll. Und wir können bestätigen: Das ist nicht gelogen! Klar, gibt es auch unschöne Ecken, aber alles in allem mit den vielen alten und großen Gebäuden, hier mal eine Kuppel, da mal eine Statue, echt klasse. Unsere Wohnung war auch megaspitze und es gab absolut gar nichts auszusetzen. Und über die sportliche Leistung muss man erst recht nichts sagen, denn 75% Siegesquote (3 von 4 Spielen gewonnen) für die deutsche Nationalmannschaft hatte ich zuvor noch nie live erlebt. Alles in allem war es praktisch so ziemlich ein perfekter Trip.

Nächstes Jahr folgt dann ja leider die Heim-WM, aber bereits jetzt ist die Vorfreude auf die WM 2018 bei uns sehr groß. Erstmals zu einer WM nach Dänemark, das dürfte interessant werden. Wir persönlich wünschen uns eine Eingruppierung in die Kopenhagen-Gruppe, aber schauen wir mal, bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit :-)